40 Jahre musizieren Peter Schuhmayer, Johannes Meissl, Herbert Kefer und Othmar Müller bereits gemeinsam als Artis-Quartett. Seit knapp 20 Jahren spielen die beiden Geigen und die Bratsche im Stehen: nur eines der Markenzeichen der Wiener Formation, die traditionell einen Zyklus im Musikverein gestaltet. Im Gläsernen Saal präsentierten die Herren am Donnerstag ein Programm, das die Schwerpunkte des Ensembles vortrefflich zeigte: Mit "Canti di un Ottantenne" ("Gesänge eines 80-Jährigen") für Bariton und Streichquartett kam Iván Eröds letztes vollendetes Werk zur Uraufführung, das Opus 95 des vor einem Jahr verstorbenen Künstlers.

Bei dem Auftrag der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien handelt es sich um einen stimmungsvollen Zyklus auf Gedichte von Giuseppe Ungaretti - fünf sinnliche Lieder, zwischen später Sehnsucht, dramatischem Aufbegehren und einem Hauch Wehmut, die der Bariton und Komponistensohn Adrian Eröd emphatisch sang und die Streicher mit konzentrierter Bestimmtheit spielten.

Eröffnet wurde der Abend mit Mozarts "Dissonanzenquartett" KV 465, einem Joseph Haydn gewidmetem Geniestreich. Die titelgebende Adagio-Einleitung, einst "barbarisch" genannt, legten die Musiker vergleichsweise mild an und nahmen dem anschließenden Allegro-Thema so etwas von der befreienden Kraft.

Eine fesselnde Interpretation gelang mit Alexander Zemlinskys Viertem Streichquartett. Das 1936 finalisierte Werk wurde 1967 vom LaSalle-Quartett uraufgeführt, bei dem das Artis-Quartett studiert hatte. Unter den Händen des Wiener Ensembles geriet die Wiedergabe, dank des langjährigen Zusammenspiels, der fortwährenden Musizier- und Mitteilungsfreude und der stimmigen Klangfarben, zum überzeugenden Ganzen. Begeisterter Applaus vom Publikum, das das Konzert bis zum letzten Akkord mit allergrößter Aufmerksamkeit verfolgt hatte.