"Without Ceremony" ist wahrlich unfeierlich, jedoch sehr melodisch. Denn unter den sieben im Konzerthaus erstaufgeführten Liedern des britischen Komponisten Mark-Anthony Turnage findet sich an fünfter Position dieses Stück, das ganz ohne Klavierbegleitung an das Vorangehende anschließt. Die Stimme des kanadischen Bassbaritons Gerald Finley brilliert dabei mit Kraft und Virtuosität.
Die Vertonungen von Gedichten Thomas Hardys sind Finley gewidmet und nützen seine wohlklingende Tiefe. Die Komposition basiert auf Kontrapunkt: Mehrere Linien des Klaviers verweben sich mit dem Gesang und bringen einander gegenseitig zum Leuchten. Verwunderlich sind die Einstiege, bei denen Begleitung und Stimme ungewohnt versetzt oder exakt auf die erste Note gemeinsam in die Kompositionen ein- oder auch aussteigen. Dazwischen klingt es nach molligem Broadway Jazz.
Das Risiko, im ersten Teil des Abends deutschsprachige Komponisten - Franz Schuberts Lieder, wenn auch souverän gesungen, zeigen sich interpretatorisch eher schwach - zu wählen, misslingt, ein Lied klingt wie das andere. Der Klavierbegleiter Julius Drake wirkt wie eine Maschine, die Noten produziert, während Finley versucht, sich dem Leid zu nähern. Selbst Schmerz und Freud sind bei Hugo Wolfs Liedern kaum unterscheidbar. Jedoch fällt der unsanfte "Abschied" eines Kritikers interpretatorisch so stark ins Gewicht, dass, mitsamt gekonntem Fußtritt das anfängliche Säumnis wettgemacht ist. Ein vielseitiger Abend, bei dem die Künstler reichlich Bravi ernten.