Der österreichische Dirigent und Komponist Gerhard Track ist am 24. April im Alter von 87 Jahren gestorben. Von 1989 bis 1999 leitete der gebürtige Wiener das Konservatorium der Stadt Wien, die heutige Musik und Kunst Privatuniversität (MUK), von 1990 bis 2003 den Wiener Männergesangsverein.
Es kann sein, dass der am 17. September 1934 geborene Trackin den USA einen klingenderen Namen hat als in seiner Heimat, und das sowohl als Chorleiter wie auch als Komponist: 1958 wurde Track an die St. John's University in Minnesota berufen, wo er neben seiner Unterrichtstätigkeit dem "St. John's University Men's Symphony Orchestra" und dem "St. John's University Men's Chorus" vorstand.
In den USA
Von 1965 bis 1969 war er Dirigent und Musikdirektor des "Metropolitan Youth Symphony Orchestra of Minneapolis" in Minnesota, anschließend übernahm er bis 1986 in Pueblo im US-Bundesstaat Colorado die Leitung des dortigen Symphonieorchesters, des von ihm gegründeten Pueblo-Kammerorchesters und des Pueblo-Jugendsymphonieorchester. 1970 rief er ein Mozart-Festival ins Leben, das durch seinen internationalen Wettbewerb für Instrumentalisten Bedeutung erlangte.
Vor seiner Zeit in den USA hatte Track in Wien ein Studium an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien, am Pädagogischen Institut und der Universität Wien absolviert. Von 1942 bis 1948 war er Wiener Sängerknabe gewesen, von 1953 bis 1958 leitete er als bisher jüngster Kapellmeister des Knabenchores einen der Reisechöre der Sängerknaben.
Rückkehr nach Wien
1986 kehrte Track nach Wien zurück, wo er bis 1996 die Leitung der Chorvereinigung "Jung-Wien" und eine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst (bis 1989) sowie am Konservatorium der Stadt Wien übernahm. Dem Konservatorium stand er von 1989 bis 1999 als Direktor vor. In dieser Funktion erweiterte er die Institution um eine Abteilung für "Alte Musik" und einen Speziallehrgang für Operette in der Opernklasse.
Nach seiner Pensionierung wirkte er als Gastdirigent auf internationalen Bühnen weiter und stand zahlreichen Chor-Workshops auf der ganzen Welt vor. 1988 bis 1992 war er Präsident des Österreichischen Komponistenbundes. Er dirigierte das Radio Symphonieorchester und leitete ab 1990 den Wiener Männergesangsverein, der sich 2003 wegen interner Meinungsverschiedenheiten von ihm trennte.
Vokalmusik im Mittelpunkt
Track trat auch als Komponist in Erscheinung. Seine Chor-Arrangements von Volksliedern und Spirituals sind unter den meistgesungenen. Doch Track komponierte auch für Orchester, etwa "Hymnus", "Sakura - Walzer", "Suite Viennoise" oder "Amadeus 2006". Der Schwerpunkt liegt freilich auf Vokalmusik: So komponierte Track mehrere Messen für Soli, Chor uind Orchester, Kantaten und Oratorien. 1976 schrieb er die Oper "Minnequa", 1979 die Kantate "Unterwegs durch Zeit und Leben" nach Texten von Karl Skala und 2006 das Oratorium "Abraham und Isaak" nach Worten von Herbert Vogg. Auch Chansons komponierte Track.
Tracks Musik steht fest auf der Basis der Tonarten, Elemente von Spirituals und Jazz verbinden sich mit barocker Polyphonie und neuromantischer Harmonik. Alle Werke erwecken den Eindruck eines leichthändigen Schaffens, mit dem der Komponist das Publikum unterhalten und begeistern will.
Ob sich seine groß besetzten Werke ins Konzertrepertoire zurückkämpfen werden, ist ungewiss. Relativ sicher ist, dass einige seiner Kompositionen für Gottesdienste ein fester Bestandteil der Sakralmusik bleiben werden - und selbstverständlich haben sich seine Chorarrangements einen festen Platz errungen. (eb/iga/cm/apa)