Die brütende Düsternis im Kopfsatz, die zwei schrillen Scherzi, die klobigen Schreckensmärsche: Schostakowitschs Achte Symphonie ist ein bedrückendes Zeugnis des Kriegsjahres 1943 - und es ist wohl kein Zufall, dass Teodor Currentzis diesen Einstünder ausgerechnet jetzt dirigiert hat: Der Pultstar, der wegen seiner Russland-Kontakte in der Kritik steht, setzte damit am Mittwoch im Wiener Konzerthaus ein wortloses, pazifistisches Zeichen.

Schade nur, dass er das Monumentalwerk nicht recht zu schultern weiß: Während Mariss Jansons eine packende Referenzaufnahme vorgelegt hat, wirkte die Symphonie unter Currentzis’ Händen immer wieder quälend länglich, ohne dass dies wohl intendiert war. Gewiss - das war in Summe wacker musiziert und hier und da trommelfellzerfetzend laut. Doch es fehlte diesen 60 Minuten mit dem SWR Symphonieorchester an Farbwechseln, an Sogwirkung, Tempodramaturgie und pointierter Phrasierung, kurz: Da wurden einige Effekte in der Partitur liegengelassen.

Betörende Zwölftonkunst

Anders bei Alban Bergs Violinkonzert (das am Mittwochnachmittag im Konzerthaus in einer neuen, fehlerbereinigten Edition präsentiert wurde): Da ließ das SWR Orchester weite Spannungsbögen erstehen, ohne die Mikrostrukturen dieses sinnlichen Zwölftonwerks zu verdecken; und Vilde Frang brillierte an der Sologeige mit einem schwebenden, entmaterialisierten Ton im Kopfsatz und einem intensitätstrunkenen Timbre vor dem lichtdurchfluteten Finale.