Nikolai Lugansky ist ein Pianist der alten Schule. Im Frack aufgetreten, komplett unprätentiös, widmet er sich ohne Allüren einzig dem Klavierspiel. Und was er da an Klängen produziert, vermag zu bezaubern. Selbst oder gerade auch bei Werken, die trotz ihrer teils unbeschreiblichen Schönheit erst ein- oder zweimal überhaupt im Wiener Konzerthaus aufgeführt wurden.
Den Abend eröffnete Lugansky mit Rachmaninows Variationen über ein Thema von Chopin. Diese 22 Variationen, basierend auf Chopins Prélude Nummer 20, servierte er schon mit viel Feinsinnigkeit. Wuchtig und virtuos, wo es nötig war, sonst zart und lieblich. Genauso die Études-Tableaux op. 33. In dieser Serie von musikalischen Preziosen ganz eigentümlicher Stimmungen schaffte es Lugansky, den Charakter eines jeden Bildes - denn die teils mit Untertiteln versehenen Stücke sind mehr Bilder denn Etüden - hervorzuarbeiten. Der fröhliche Jahrmarkt, das zum Schluss hereinbrechende Inferno oder die herbstliche Sentimentalität waren dabei deutlich zu spüren.
Komplex und kryptisch
Im zweiten Teil seines Programms präsentierte Lugansky Rachmaninows Erste Klaviersonate. Komplex und kryptisch und daher bei weitem nicht so populär wie die zugleich entstandene Zweite Symphonie, meisterte Lugansky auch dieses Werk mit Bravour. Auch wenn man sich manchmal etwas mehr rhythmisch-melodische Klarheit und deutlichere Akzentuierung gewünscht hätte - insgesamt ein eindrücklicher Abend.