Echt wahr jetzt? Mozarts "Kleine Nachtmusik" als Vorspann zum Requiem! Da hat man sich am Dienstag vor dem Konzert bei der Mozartwoche in Salzburg die Augen gerieben - und danach auch noch. Es gibt keinen plausiblen Grund für diese Paarung. Die Mozartwochen-Programme heuer schauen nicht nur auf dem Papier ein bisserl nach Kraut und Rüben aus (jedenfalls: fleischlos). Das Requiem ist zwei Mal zu hören, jetzt mit dem Concert de Nations und der Capella Nacional de Catalunya unter Jordi Savall, am Samstag mit den Wiener Philharmonikern und dem Singverein unter Thomas Guggeis. Beide Male in der Süßmayr-Version. Auch die Kleine Nachtmusik kommt noch einmal, am Sonntag mit dem Mozarteumorchester. Das ist vielleicht gut zum genaueren Kennenlernen des Stücks, weil ein doch ansehnliches Besucher-Grüppchen am Dienstag überrascht schien, dass auf den sattsam bekannten ersten Satz noch weitere folgen. Applaus-Frühstart jedenfalls nach dem eröffnenden Allegro - in Salzburg sind Mozart-Kenner unterwegs! Vielleicht waren es die Gleichen, die in den Schlussakkord des Requiems hineinapplaudiert haben. Fröhliches Stimmung-Vernichten.
Sonstige Wahrnehmungen am Dienstag: Die Geiger von Le Concert des Nations sollten das Trio der "Kleinen Nachtmusik" einmal üben, und im Schlusssatz brauchte man auch nicht gar so zu raffeln. Man kann auch ohne Vibrato schön spielen. Im Requiem, das die Musiker offensichtlich besser im Gedächtnis hatten, setzte Jordi Savall lustvoll auf theatrale Wirkungen. Die Aufstellung der Naturtrompeten und eng mensurierten Posaunen zwischen den mit fünf Leuten pro Stimmgruppe besetzten Reihen war dazu ein probates Mittel. Der Chor sang auswendig, durchschlagskräftig und präzis artikulierend.