Das war also das zweite Requiem in dieser Mozartwoche. Nach der Sicht des 80-jährigen Jordi Savall jene von dem noch nicht 30-jährigen Thomas Guggeis. Oder sagen wir ehrlicherweise: diesmal die Sicht der Wiener Philharmoniker und des Singverein-Einstudierers Johannes Prinz. Schlecht?
Warum es zwei Aufführungen des Requiems haben sein müssen? Dass es total anders klingt, wenn Savall 20 Sängerinnen und Sänger hinstellt gegenüber der Hundertschaft des Singvereins - das sollte man einem Mozartwochen-Publikum eigentlich nicht eigens vor Ohren führen müssen. Dass die Bassetthörner andere Wirkung tun als die Klarinetten der Wiener braucht man auch nicht erst zu beweisen. Wäre irgendetwas am Samstag anders gewesen, wenn - wie ursprünglich geplant - Daniel Barenboim dirigiert hätte? Dann hätte man immerhin darauf verweisen können, dass es beide Dirigenten gemeinsam auf 160 Jahre bringen, und das wäre allemal ein Alleinstellungsmerkmal für die Mozartwoche gewesen.
Guggeis, ist ohne Zweifel ein sehr tüchtiger Kapellmeister. Für Mozart bedürfte es noch eines Inputs stilistischer und inhaltlicher Art. Er war klug genug, die Philharmoniker walten zu lassen. Die können das Requiem schließlich im Schlaf. Den Wiener Singverein hat er gut und pünktlich dazu arrangiert. Im Solistenquartett hat sich Mozartwochen-Intendant Rolando Villazón als Tenor besetzt, mehr wollen wir dazu nicht sagen. Lisette Oropesa (Sopran), Marianne Crebassa (Mezzosopran) und der fürs "Tuba mirum" wundersam schwarze Bass Tareq Nazmi haben Villazón kollegial integriert.