Das Streichsextett "Verklärte Nacht" ist ein Eckpfeiler im kammermusikalischen Schaffen von Arnold Schönberg und wohl sein meist gespieltes Werk.
Ein Text aus dem Gedichtband "Weib und Welt" von Richard Dehmel diente als Inspirationsquelle. Eine Frau gesteht ihrem Geliebten während eines Spaziergangs, dass sie ein Kind von einem anderen erwartet. Schönberg betonte, in seiner Komposition nicht irgendeine Handlung oder ein Drama zu schildern, sondern sich darauf zu beschränken, die Natur zu zeichnen und menschliche Gefühle auszudrücken.
Wie die Wiener Philharmoniker bei ihrem Abonnementkonzert am Samstag (18. Jänner) im Wiener Musikverein - gespielt wurde die zweite Fassung für Streichorchester - vom "kahlen, kalten Hain" zur "hohen, hellen Nacht" gelangten, war durch und durch meisterhaft. Silbriges Mondlicht, schimmerndes Weltall flimmernde Wärme. Jedes Bild wurde voller Intensität und Dichte zum Ausdruck gebracht. Wie überzeugend die Darbietung gelungen war, war auch an der Reaktion des Dirigenten Christian Thielemann abzulesen. Er weiß, welch’ exquisitem Klangkörper er vorsteht. Die anschließende "Alpensinfonie" von Richard Strauss verdeutlichte dies einmal mehr. Hochkonzentriert präsentierte sich jeder Solist (Oboe!), jede Instrumentengruppe des üppig besetzten Orchesters. Über eineinhalb Jahrzehnte erstreckte sich die Entstehungszeit dieser Tondichtung. Zügig nahm Thielemann den Anstieg. Geschmeidig und nahtlos gingen die szenenartigen Abschnitte ineinander über. Ein kurzweiliges Staunen über das Ausdrucksvermögen des Komponisten und die Fertigkeit des Orchesters.