Wo auch immer András Schiff auftritt, klingt das Instrument unter seinen Fingern wohlig warm: Sei es sein Mahagoni-Flügel oder ein Hammerflügel von André Stein um 1820. Wie Schiff damit Franz Schubert zum Glänzen bringt, birgt Einzigartigkeit in sich. Vorab weiß das Publikum im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses am Sonntagabend nicht, was der Solist von Schubert aufführen wird. Schiffs Leitthema lautet "genießen wir die Stille". Dabei wird es, entgegen seiner Worte, stellenweise laut. Nämlich dann, wenn er ordentlich in den Tonumfang vom Contra-C bis zum F4 des Stein-Flügels haut. Es handelt sich hier um eine ausgeklügelte, keineswegs langweilige Schubert-Lesart: Intimität macht sich beim Allegretto in c-Moll breit, tiefgründig wird es beim Moment musical in f-Moll, und Schuberts letzte Klaviersonate Nummer 21 in B-Dur erquickt mit lebendiger Leuchtkraft; besonders bezaubernd gestaltet sind die zahlreichen Echo-Effekte. Idyllischer könnte ein Wochenende nicht ausklingen.

Virtuose Solostellen

Nach der Pause gesellen sich Erich Höbarth (Violine) und Christophe Coin (Violoncello) mit ihren historischen Instrumenten hinzu und geben Schuberts Trio in B-Dur. Zwar braucht es die ersten Minuten, bis die Violine richtig warm wird und die drei Stimmen an Zusammenhalt gewinnen, von Beginn spürt man aber einen gemeinsamen interpretatorischen Ansatz, und die virtuose Solostellen vermitteln sich mit überzeugender Deutlichkeit.