Die Wiener Symphoniker haben auch ein Jahr nach dem abrupten Rücktritt von Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada noch keine Nachfolge fixiert. Aber der Klangkörper nennt bei seiner Saisonvorschau zumindest einige Lieblingsdirigenten, mit denen man ein Stück des Weges gehen will. Dazu gehört die Französin Marie Jacquot, die als Erste Gastdirigentin verpflichtet ist und 14 Konzerte leitet, darunter das Adventkonzert im Stephansdom.
"Wenn es menschlich funktioniert, dann funktioniert es musikalisch noch besser", zollte die 1990 geborene Maestra dem Orchester ihren Respekt. Und auch für sie passt die lose Bindung ohne Verpflichtung momentan am besten, tritt sie doch 2024/25 den Posten als Chefdirigentin des Royal Danish Theatres in Kopenhagen an: "Für mich ist wichtig, dass ich meine Schritte nicht überstürze."
Das Orchester erwäge seit dem Abgang von Orozco-Estrada im Jahr 2022 intensiv seine Optionen. "Nach ein paar Wochen der Irritation haben wir uns systematisch hingesetzt und die Möglichkeiten erörtert", sagt Intendant Jan Nast: "Ich denke, dass wir in der Lage sind, bis Sommer jemanden gefunden zu haben."
Klingende Solistennamen
Bis sie sich wieder für etwas Dauerhaftes öffnen, bestreiten die Symphoniker ihren 156 Veranstaltungen umfassenden Auftrittsreigen mit Dirigenten wie Manfred Honeck, Lahav Shani oder Omer Meir Wellber. Auch bei den Solisten geben einander klingende Namen der Zunft die Klinke in die Hand. So wird etwa der Geiger Joshua Bell mit Tschaikowskis Violinkonzert zu hören sein, Streicherkollege Leonidas Kavakos mit Musik von Schostakowitsch und Rudolf Buchbinder mit Mozarts Klavierkonzert Nummer 22.
Programmatisch möchten die Philharmoniker ein Spiegel des urbanen Geschehens sein: "Echo der Stadt" lautet der Titel über den Plänen für 2023/24. Mit diesem Motto feiert das Orchester 2024 unter anderem die beiden Jahresregenten Arnold Schönberg und Anton Bruckner zum 150. respektive 200. Geburtstag mit jeweils elf Konzerten.
Als Opernorchester sind die Symphoniker wieder bei den Bregenzer Festspielen und im Graben des Theaters an der Wien zu erleben. Fortgesetzt wird auch das Format des Prater-Picknicks auf der Kaiserwiese. Neu ist hingegen das Arnold Schönberg Center als Konzertlocation, wo das Ensemble mit Kammerkonzerten in Verbindung mit Ausstellungsführungen zu Gast ist, was auch für die Nationalbibliothek gilt.
Das Budget der Wiener Symphoniker von rund 25 Millionen Euro stammt zu drei Vierteln aus Subventionen von Stadt und Bund - und dieser Anteil dürfte demnächst steigen. "Wir planen die Erhöhung um eine Million Euro", kündigte am Freitag Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) an. (apa/red)