Lautstärke ist auch eine Lösung. Die beste vielleicht nicht, aber immerhin ein Weg, um sich respektablen Beifall zu sichern. Da wurde einem also im großen Festspielhaus "Danza Petrificada" um die Ohren geballert: Eine Komposition, die ein gewisser Bernard Rands im Vorjahr für seinen Freund Riccardo Muti und das Chicago Symphony Orchestra geschrieben hat.

Wie die Werkeinführung verrät, ist es eine Gedenkmusik zum 200-Jahre-Jubiläum der Unabhängigkeit Mexikos. Rumba-Kugeln und dergleichen Schlagwerk verorten das plakative Musik-Scheusal tatsächlich einigermaßen in Lateinamerika. Sonst denkt man aber bei der Wucht eher an ein tektonisches Ur-Ereignis, vielleicht an Kontinentalverschiebung. Mag sein, dass das Stück ein wenig gewinnen würde, wenn die Blechbläser nicht andauernd die Streicher vor sich her peitschten.


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Mächtige Blechbläser

Die Brass Band ist eine mächtige Truppe im Chicago Symphony Orchestra. Locker übertönt sie alle anderen, etwa in Paul Hindemiths "Symphony in Es". Ob Hindemith Bruckner kreativ paraphrasiert oder sich über ihn lustig gemacht hat, konnte man anhand dieser gelegentlich malmenden, aber dann auch wieder in der Spannung arg durchhängenden Wiedergabe nicht recht ausmachen.

Am ersten Abend hörte man Schostakowitsch Fünfte Symphonie, und am zweiten einen Querschnitt durch die "Romeo und Julia"-Ballettsuiten von Prokofjew. Der aggressive Ton, wie er bei Schostakowitsch angebracht wäre, ist Mutis Sache nicht. In seiner lyrisch singenden Variante hat das Werk aber Überzeugungskraft: eine "entpolitisierte" Lesart eines Stücks, das eigentlich den sozialistischen Realismus ironisch bricht.

Bereitsin Richard Strauss’ "Tod und Verklärung" war man ins Sinnieren gekommen ob der Orchesterqualität. So viel Unpünktlichkeit im Detail. So wenig Timbre in den Streichern. Gibt es einen Grund, das Chicago Symphony Orchestra über den Atlantik zu fliegen? Kerosinverbrauch und künstlerischer Ertrag stehen in keinem vernünftigen Verhältnis, der ökologische Fußabdruck ist zu tief.

Konzert

Chicago Symphony Orchestra
Salzburger Festspiele