Was für eine feine Harmonie die Mischung aus Helmut Deutschs klarem Klavierspiel, Gautier Capuçons überbordend warmem Cello und dem reifen Timbre von Angelika Kirchschlagers Alt bot. Bei dem besetzungsbedingt etwas anderen Liederabend im eigenen Musikvereinszyklus des Publikumslieblings waren dann auch durchwegs exotische Werke zu hören. Wenige kennen hierzulande die intensiven Songs vom Britten-Lehrer Frank Bridge. Auch Conradin Kreutzers Ballade vom "Mühlrad" führt ebenso wie die Werke des allerersten Kapellmeisters der Hofoper am Ring ein Orchideendasein. Bei diesen und anderen seltenen Preziosen (teilweise arrangiert, teilweise in der Originalbesetzung) sah man bei Kirchschlager gerne über gewisse Stimmprobleme, speziell in den Höhen hinweg. Schuberts "Auf dem Strom" musste diesmal ohne Horn, genau wie ohne große Legatobögen auskommen. Wie viel griffiger gelangen da Jules Massenets bisweilen verkannte Liedperlen. "Nuit d’Espagne" wurde zur heißblütigen, spanischen Nacht.

Dramatisches Können

Mit dem für die Gesellschaft der Musikfreunde geschaffenen Sonett XVIII von Christian Muthspiel bewies die Salzburger Sängerin jedenfalls ihr dramatisches Können. Unter den Augen des Komponisten gingen Kirchschlager und der Cellist in den Deutungen des Shakespeareschen Originals und deutscher Übersetzungen von Stefan George auf - hier von Dowlands Harmonik der Renaissance umgeben, dort mit Bachs deutscher Choralform konfrontiert, immer das verbindende Element in Muthspiels Klangwelt des 21.Jahrhunderts vor Augen.