Schwarzenberg. So wurden Kühe in Schwarzenberg zum Diskussionsthema: Beim Almabtrieb im Vorjahr war die Schubertiade noch im Gange, und die auf den Straßen stehenden hunderten von Kühen blockierten die Schubertiade-Busse beim Einsammeln der Zuhörer aus dem ganzen Bregenzerwald. Die Folge: Der Konzertplan von bis zu drei Konzerten pro Tag geriet dominoeffektartig durcheinander. Worauf Gerd Nachbauer als Veranstalter verlangte, dass der Abtrieb erst nach Ende der Schubertiade stattfände - und damit einen Bauernkrieg gegen die Schubertiade auslöste, der den Landeshauptmann zwecks Schlichtung persönlich nach Schwarzenberg führte. Ergebnis: Die Schubertiade 2014 endet früher, und die Kühe bleiben so lange oben. Die Schubertiade beginnt aber deswegen nicht früher, sondern wird kürzer: statt 23 nur noch 18 Tage. Was statt circa 40.000 Nächtigungen nur noch etwa 30.000 für die wirtschaftlich nicht unbedingt starke Region bedeutet. Zufrieden aber sind, wie man hört, die Rindviecher.
Heuer dominierte das Hagen Quartett mit sechs Konzerten mit der Aufführung aller Beethoven Quartette in einer Qualität, die über alle Virtuosität hinaus ist: Der Stil ist längst unverwechselbar, man würde es blind herauskennen als den Idealfall eines Ensembles, wo jeder Einzelne seine Stimme selbständig gestaltet, alle zusammen aber ein präzises Ganzes bilden und der Fluss der Musik nie abreißt. Das Capuçon Ensemble überzeugte mit Antonín Dvoøáks exzessiv slawisch wiedergegebenem Klavierquintett Nr. 2 und mit Schuberts Forellenquintett nicht minder, vermittelte aber mehr Dynamik und Vitalität als Raffinesse und Tiefgründigkeit.
Unbegrenzte Bewunderung erntete Sol Gabetta mit ihrem Cello und ihrem uneingeschränkten Bekenntnis zu Johannes Brahms (Sonate e-Moll op.38). Von ihrem Begleiter Igor Levit hätte man sich mehr Einfühlung gewünscht (womit die Frage verbunden ist, ob der Steinway wirklich bei allen Konzerten voll geöffnet sein muss).
Bemerkenswerte Liederabende
Bei den Liederabenden ist an erster Stelle Christiane Karg (kongenialer Begleiter Gerold Huber) zu nennen, die den Zuhörern eine Sternstunde bescherte und auch den unbeabsichtigten Wettbewerb gewann, wer Schuberts "Du bist die Ruh" am schönsten interpretierte: Das hatten auch Miah Persson und Michael Volle im Programm. Kargs Gestaltung aber der letzten Strophe allein hätte die Anreise von Wien gerechtfertigt, abgesehen von der luxuriös als Zugabe gespendeten "Mondnacht". Auch die Interpretation von Robert und Clara Schumann, auch bei Volle Element der Programmgestaltung, entschied sie zu ihren Gunsten, wobei man sich nur bei "Widmung" und "Liebst du um Schönheit" überschnitt. Die Opernstimme Volles als künftiger Wotan Wiens widerstand streckenweise seinem Versuch, sie zu domestizieren, wobei er aber jeden Respekt für seine hoch antragenden Bemühungen um eine vollendete Interpretation verdient (perfekte Begleitung durch Helmut Deutsch).
Miah Persson bezauberte mit dem "Hirten am Felsen" (mit dem sensiblen David Ottensamer an der Klarinette) und wirkte am ehesten authentisch bei Liedern von Edvard Grieg (Begleiter Robert Vignoles).
Nicht unbedingt überzeugend wirkte Angelika Kirchschlager im "Italienischen Liederbuch" von Hugo Wolf mit Mauro Peter, der eigentlich ein Tenor ist (Begleitung Helmut Deutsch). Sehr hübsch hingegen war ihre Matinee mit den Philharmonia Schrammeln, die mit Soloeinlagen begeisterten (D-Tanz).
Wunsch fürs kommende Jahr: weiterhin so wunderbare Musik in so wunderbarer Landschaft - mit Kühen nur als dekorativem Element und einer Gastronomie doch auch noch nach 20 Uhr.