Für Freunde Neuer Musik ist das Konzert des Klangforums stets ein Höhepunkt von Wien Modern: nicht nur wegen des anschließenden Umtrunks, sondern auch, weil dabei alljährlich der Gewinner des Erste-Bank-Kompositionspreises zu Ehren kommt. Diesmal heißt er Bernd Richard Deutsch und hat mit "Dr. Futurity" ein überbordendes Stück Musik gewordene Science-Fiction vorgelegt. Doch zunächst erklang, gleichsam zum Aufwärmen, Deutschs Komposition "Mad Dog", die auch schon mit den wesentlichen Zügen seines Komponierens vertraut machte: Dieses kennt keine Scheu vor traditionell aufgeladenen Gesten und Motiven, die der Mittdreißiger in einem Rausch ausschweifender Bewegungsfreude lustvoll zerstört.
Bei dem Ensemblestück "Dr. Futurity", das den Konzertabend beschloss, scheint der verrückte Hund erwachsen geworden zu sein: Die musikalische Mars-Reise steht gleichfalls unter Hochspannung, nutzt die Möglichkeiten des Ensembles jedoch gezielter für abwechslungsreiche und mitunter überraschende Klangeffekte.
Das Klangforum, das hier von Enno Poppe wie stets mit tänzerischer Beweglichkeit geleitet wurde, bewies jedoch gerade auch in der kleinen Besetzung Größe: Denn umrahmt von Deutschs Eruptionen fanden sich Tomoko Fukuis insistierendes "Doublet I" für Violine und Cello sowie Vladimir Gorlinskys "Bramputapsel #2", virtuos interpretiert von dem Klarinettisten Horia Dumitrache und der Flötistin Eva Furrer. Dass weniger manchmal mehr ist, zeigte Ernstalbrecht Stieblers ". . . fast ohne Bewegung . . .", dessen mikrotonale Modulationen drei Musiker des Klangforums minutiös realisierten.
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