
Wenig Freude hatte sie auch an der Ära von Staatsoperndirektor Ioan Holender, auf den sie selbst zu sprechen kommt. Zwar ist Holender nicht gerade als Regietheater-Enthusiast in die Geschichte eingegangen. In seiner Ära will sich Gheorghiu in Wien dennoch unwohl gefühlt haben. Vor allem in der "Faust"-Premiere im Jahr 2008: Der Regisseur war krankheitsbedingt ausgefallen, die Bühne düster, an Gheorghius Seite sang ihr heutiger Ex-Mann, Roberto Alagna: "Jeder wollte, dass ich mitmache. Es war die schrecklichste Erfahrung in meiner Karriere." Der Dissens mit Holender dürfte freilich nicht nur künstlerischer Natur gewesen sein. "Er hat nie verstanden, dass die kleine Angela aus Rumänien schnell groß geworden ist."
"Wer mit mir sang, bleibt mein Freund fürs Leben"
Umso glücklicher ist sie mit Nachfolger Dominique Meyer: Unter seiner Ägide ist Gheorghiu zurückgekehrt und hat ihren blütenweißen Sopran wieder für die Tosca und Mimì schweben lassen. Bedauert sie es, dass bei der "Adriana"-Premiere nicht wie in London Jonas Kaufmann an ihrer Seite singt? Man wolle den Kollegen wohl eifersüchtig machen, kontert sie: Massimo Giordano, der nun den Liebhaber mimt, sei großartig. "Es wirkt, als wäre er Jonas Bruder. Beide sind meine Freunde." Überhaupt: "Wer einmal mit mir gesungen hat, bleibt mein Freund fürs Leben."
Das verblüfft allerdings ein bisschen. Immerhin gilt Gheorghiu nicht als völlig unkapriziös. Was sagt sie zu ihrem Ruf, ein wenig kompliziert zu sein? Gheorghiu: "Wer behauptet das?! Das ist eine Legende. Da können Sie jeden fragen, der wirklich mit mir gearbeitet hat."