Es ist immer ein besonderer Abend - jener Abend im November, an dem das Auftragswerk des Erste-Bank-Kompositionspreises uraufgeführt wird. Besonders aus mehreren Gründen: Hier vereinigen sich die Energien von Wien Modern und dem Klangforum Wien mit der Expertise von Lothar Knessl, seines Zeichens einziger Juror des Preises und schier unermüdlicher Wegbereiter Neuer Musik in Österreich. Dass er sich nach jahrzehntelangem Engagement in Zukunft mehr zurückziehen will, leuchtet ein.
Noch ganz auf sein Konto geht die Entscheidung für den diesjährigen Preisträger Reinhard Fuchs. Passend zum Wien-Modern-Schwerpunkt "on screen" basiert sein Preisträgerwerk "Mania" auf David Lynchs Film "Blue Velvet", dessen Einfluss sich in einer für Fuchs untypischen Heterogenität niederschlägt. Am deutlichsten kommt diese in zwei ausgedehnten Elektroniksoli zum Ausdruck, die mit ihren tiefen Frequenzen und dem geräuschhaften Pulsieren unmittelbar auf den latenten Horror von Lynchs Filmsprache verweisen. Langweilig wird einem nicht während eines Werkes, das erfolgreich auf "konventionelle" Mittel wie Tremoli oder überfallsartige Attacken zurückgreift, um Spannung zu erzeugen.
Das verband "Mania" übrigens mit den meisten Werken eines Konzertprogramms rund um das Thema "Musik und Film", angefangen bei Schönbergs "Begleitmusik zu einer Lichtspielszene". Hier legte das Klangforum unter Sylvain Cambreling vor allem im suggestiven Schlussteil Farbschattierungen von berückender Schönheit bloß.