Münchener Gastspiele im Goldenen Musikvereinssaal, die Zweite. War am Wochenende Mariss Jansons mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks nach Wien gekommen, folgte gleich am Montag das traditionsreiche Bayerische Staatsorchester unter Generalmusikdirektor Kirill Petrenko. Bayerns erstes Opernorchester hatte Symphoniker mit dem passend musiktheatralischen Hintergrund im Gepäck: Hector Berlioz' "Symphonie fantastique" stellt ja die Urmutter aller Programmmusik dar. Hier verstärkte der immense Orchesterapparat das plakative Element. "Tonmaler" schien jeder einzelne Orchestermusiker inklusive Dirigent auf seiner Stirn geschrieben zu haben, lautstark berauschte der Ball im zweiten Satz, während die Landszene im Adagio reichlich Romantik schuf. Und dann der Hexensabbat: wie wildgeworden wirbelten scheinbar tausend Musiker durch den Wahn – bis zum schrecklichen Zornestag.
Maurice Ravels "La Valse" stellte sich als die gewollte Mischung aus Persiflage und melancholischer Hommage an den untergehenden Glanz im Dreivierteltakt dar – wobei das Element der Hommage überwog und Details neben dem Blick aufs große Ganze blieben. Karl Amadeus Hartmanns Gesangsszene nach Jean Giraudoux "Sodom und Gomorrha" wiederum, das letzte Werk des deutschen Tonschöpfers (1964 uraufgeführt), gelang als erschütterndes Bild menschlicher Untiefen. Hier die ruppige Partitur, da der durchwegs sanghafte Ton des Solos. "Es ist ein Ende der Welt! Das Traurigste von Allen...", stellte Bariton Christian Gerhaher abschließend nüchtern fest. Wobei: Trauer verbreitete dieser Abend nicht. Zuletzt reichlich Applaus und zugegeben ein spaßiger "Hummelflug".