Gustav Mahlers Dritte Symphonie, in der sich Naturlaute, menschliche Empfindungen und transzendente Klänge zu einer Art wundervollem Weltporträt verbinden, ist aktuell in einer mustergültigen Wiedergabe der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Mariss Jansons zu erleben (heute nochmals im Musikverein, am Donnerstag und Freitag an der Mailänder Scala). Schon im Kopfsatz brillierte das Orchester während des letzten Abokonzerts dieser Saison mit einem meisterhaft aufgebauten Spannungsbogen: Pan erwacht dämonisch und mit voller Wucht. Die starre Materie erblüht, wird von volksliedhaften Wirbeln erfasst und marschiert letztlich mit sommerlicher Kraft zum orgiastischen Bacchuszug.

Was bei anderen Komponisten als eigene Symphonie durchginge, ist bei Mahler nur der Anfang. Noch müssen Natur, Mensch und Engel sprechen, muss die Liebe das letzte Wort haben. Schöner als unter Jansons, der den Orchesterklang der Philharmoniker abwechselnd samtig weich und zart melancholisch, dann wieder leidenschaftlich bestimmt, immer aber klar und präzise gestaltet, kann das nicht kommuniziert werden. Exquisit auch die Hörner, einschließlich des traumhaft aus der Ferne schallenden Posthornsolos im dritten Satz. Organisch fügte sich das warme Timbre von Bernarda Fink mit einem bewegenden "Mitternachtslied" in den düsteren Fluss des vierten Satzes ein. Erstklassig sangen die Damen des Musikfreunde-Singvereins von Engeln, das Glockengebimmel unterstützten die Wiener Sängerknaben. Tränen spätestens im Finalsatz. Ekstatischer Jubel.