Wien. Nach dem am Wochenende verkündeten Rückzug Nikolaus Harnoncourts vom Pult zeigte sich Musikvereinschef Thomas Angyan am Mittwoch betroffen, wenn auch nicht vollends überrascht: "Wir haben es befürchtet." Dennoch bleibe klar zu konstatieren: "Es ist eine ganz schwere Zäsur." Für ihn bleibe Harnoncourt das Original des Originalklangs.
Offen ist dabei die Zukunft von Harnoncourts Ensemble, dem Concentus Musicus, im Musikverein, auch wenn er jetzt bereits sagen könne: "Man lässt ein solches Ensemble nicht wie eine heiße Kartoffel fallen, wenn die große Person an der Spitze aufhört." Schließlich habe Harnoncourt seit Mai 1968 im Musikverein 307 Konzerte dirigiert und werde der Concentus bis zum Ende der Saison 250 Konzerte gespielt haben.
So wird die laufende Saison - wenn auch modifiziert - durchgeführt. Die für 27. und 28. Februar angesetzten Concentus-Konzerte mit Mozart-Programm werden gespielt, eventuell ohne Dirigent oder - wie beim Beethoven-Festkonzert am 17. Jänner im Theater an der Wien - unter der Leitung von Harnoncourts Meisterschüler Stefan Gottfried. Bei den beiden im April angesetzten Konzerten werden keine Beethoven-Symphonien gespielt, sondern unter Stefan Gottfried ein Barock-Programm. Wie der dritte Termin, Beethovens 9. Symphonie am 28., 29. und 30. Mai, über die Bühne gehen wird, ist noch offen.
Für die Konzert-Saison 2016/17 ist allerdings eine erste Lösung gefunden. "Wir werden einen großen Schritt zurück machen zu den Anfängen des Concentus Musicus", kündigte Angyan an. So wird es vier Konzerte mit Kammermusik und Ensembleformation im Brahms-Saal mit Barock-Programm geben. Im großen Saal wird stattdessen ein Zyklus aus Klassik und Barock mit vier Konzerten und verschiedenen Ensembles aus der Originalklangszene angesetzt.