
Hätte Mitsuko Uchida nicht schon vor genau einem Jahr die Goldene Mozart-Medaille der Stiftung Mozarteum bekommen, so müsste man sie ihr nach dem Konzert gemeinsam mit dem Mahler Chamber Orchestra am Montag in Salzburg augenblicklich umhängen. "Andante" hat Mozart über die Binnensätze sowohl seines Klavierkonzerts in G-Dur KV 453 als auch jenes in C-Dur KV 503 geschrieben. "Gehend" kann man als Anweisung zum Schlendern nehmen, aber man kann eben auch sehr konzentriert einen Fuß vor den anderen setzen.
Mitsuko Uchida hält nichts vom unverbindlichen Drauflosspazieren. Ur-konsequent langsam nimmt sie das Andante des G-Dur-Werks, liefert dafür immer neue Ansatzpunkte vor allem für die ambitionierte Holzbläsertruppe, die ihrerseits wieder nicht nur akkurates Chroma, sondern unerwartetes Tiefenlicht einbringt, in dem die Pianistin wiederum scheinbar Nebensächliches mit plastischen Schatten vorzeigen kann. Reaktionsgenaue und reflexstarke Interaktion: Ein so sagenhaft eng verzahntes Miteinander ist kein einschnürendes Korsett. Wie vorlaut durften da in der ersten Variation des Finalsatzes die Bläser ihr Thema "hacken", wie überhaupt der Übermut im Zusammenspiel in den Rahmensätzen absolut nicht zu kurz kam.
Ganz anders, aber nicht weniger ausdifferenziert das C-Dur-Konzert, in dem das Mahler Chamber Orchestra über viele Strecken seinen kernigen Streicherklang in einen Aplomb à la Beethoven umsetzen durfte. Wesenhaft lebten diese Wiedergaben von der sagenhaften Übereinstimmung von Mitsuko Uchida mit der Soloflötistin Chiara Tonelli, die auf einem Holzinstrument mit Klappen spielte. Ihren außerordentlichen koordinativen Fähigkeiten (und im C-Dur-Werk auch der Oboistin Mizuho Yoshii-Smith) war viel von der außerordentlichen Tiefenschärfe des Musizierens an diesem Abend geschuldet.
Konzert
Mahler Chamber Orchestra
Stiftung Mozarteum, Großer Saal