Dieser Abend schenkte schlichtweg Zeit: Zeit für sich selbst, Zeit zum Zuhören, Zeit für Mozart, Schubert, Schumann und auch Webern. Alle ihre Lieblinge hatte Mitsuko Uchida, britische Pianistin japanischer Herkunft, ausgebildet in Wien, im Gepäck. Hier der Salzburger Klassiker: Ihr inniger Zugang zum a-Moll Rondo KV 511 erfüllte das Konzerthaus mit so viel persönlicher Begegnung, die die anderen 2000 Besucher vollkommen vergessen ließ.

Betroffenes Schweigen

Da der Wienerischste aller Komponisten: Schuberts Vier Impromptus D 899 (vor allem in einem so freien, sich selbst verpflichteten Zugang) boten bei aller lieblichen Biedermeier-Thematik viel Intensität, die echte Muße brauchte. Dementsprechend passend erschien die anfängliche Auftaktverzögerung, die die Pianistin den nicht enden wollenden Hustenanfällen entgegensetzte. Das Statement brachte den kränklichen Gästen anfänglich keine Ruhe, wobei spätestens im so zart gesungenen Ges-Dur Andante richtig betroffenes Schweigen einkehrte.

Schumanns fis-Moll Sonate op. 11 dagegen strotzte vor herrlichen Fragezeichen. Warum wählte der deutsche Romantiker die spannende Dynamik in der feurigen Introduzione, an welches seiner zahlreichen Lieder erinnerte die Aria, wie war die nach wie vor atypische, epische Breite im finalen Allegro zu deuten? Dank der Intensität gab es selbst für eingefleischte Kritiker der Atonalität nur Schönes zu erleben. Anton Weberns op. 1 Sonate wurde zu einem Kaleidoskop an emotionell aufgeladenen, viele Harmoniewege aufzeigenden Eindrücken.