Es gab eine Zeit, da war Richard Strauss vorne dran. Ziemlich weit vorne sogar dann, wenn es galt, zurückzuschauen. Davon zeugt die Orchestersuite "Der Bürger als Edelmann", die Riccardo Muti und Wiener Philharmoniker vor Bruckners "Zweiter" an diesem Wochenende in Salzburg hören ließen. Die Rückschau in bessere Zeiten lag um 1920 in der Luft (von Strawinski über Prokofjew bis Respighi). Nicht aufs Fin de Sièce hat man geschielt (zu unerfreulich, hatte das Kriegs-Schlamassel doch dort den Ausgang genommen). Man ging gleich mehrere Epochen weiter zurück. Der Barock lockte.
Wiener Walzer im Blut
Im Fall des post-rosenkavalierschen Strauss traf maximaler Wiener Charme aufs Frankreich des Molière und genau dahin zielten Riccardo Muti und die Philharmoniker. Nur, wer den Wiener Walzer im Blut hat, kriegt das so hin. Viel braucht man den Philharmonikern beim "Bürger als Edelmann" wahrlich nicht zu sagen.
Dann Bruckners "Zweite". Auch die haben die Philharmoniker schließlich uraufgeführt, freilich nachdem sie dem Komponisten die Erstfassung um die Ohren gehauen und eine Aufführung abgelehnt hatten. Folgerichtig griff man zur Zweitfassung. Andere mögen über die legendären Generalpausen hinweg immer das nächste Forte im Blick haben: Muti hält es mehr mit den lyrischen Passagen und er sucht, auch wenn das Blech sich einmengt, nach dem Melos. Auch im Finale lässt Muti sich nicht auf die Blechgipfel hetzen, sondern er kostet mit bemerkenswerter innerer Ruhe die quasi pastoralen Einsprengsel und Langzeit-Aufhellungen aus.
Konzert
Philharmoniker/Ricardo Muti
Salzburger Festspiele