(irr) Die Verwechslungsgefahr ist Absicht. "Festliche Tage Alter Musik" heißt ein Mini-Festival, das seit Donnerstag im Konzerthaus läuft. Eine barocke Programmreihe also, neben den am Samstag startenden "Resonanzen" des Hauses? Mitnichten: Diese fünf Konzerte bestreitet das Klangforum Wien, und das ist auf heutige Tonsetzer spezialisiert. Mit "alter Musik" meint es eine, die vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammt. Hat das Publikum womöglich übersehen - die Frage steht etwas gouvernantenhaft im Raum -, dass in der Zwischenzeit viel Neues komponiert worden ist?
Das Programm selbst macht sich für keine Musikideologie stark. Das ginge auch schwer. Zwar stammen die Werke aus einer Zeit, als das Zwölftondogma langsam in Schönberg gärte. Sein Stil aber war noch fern davon, als einzig "richtiger" installiert zu werden. Das geschah erst nach den NS-Gräuel. Vorerst bildete er eine Stimme unter vielen.
Da war etwa Alexander Skrjabin, der das Klavier mit seinen Rätselakkorden in ein Feuer-Mysterium verwandelte (am Donnerstag nachzuhören anhand einer mäßigen Orchestrierung von "Vers la flamme"); da forderte Alban Berg das Ohr mit seiner kleinknotigen Sonate op. 1 (Ensemblefassung: Richard Dünser); und da stand die Trauerromantik von Jean Sibelius dem schillernden Expressionismus eines Karol Szymanowski gegenüber: Vorgetragen vom sirenenhaften Sopran Agata Zubels, gerät sein Liederzyklus "Słopiewnie" zu einem Glanzlicht des Abends - wobei hier auch das Klangforum seine volle Leistungskapazität erreicht. Mit erwecktem Esprit beschert es Franz Schrekers Kammersymphonie zuletzt eine für Neuton-Verhältnisse fast schon unanständige Süffigkeit: Jubel. Weitere Konzerte bis 2. Februar.
Konzert
Klangforum Wien
Stefan Asbury (Dirigent)
Mozartsaal, Wiener Konzerthaus