(irr) Auch das ist schon wieder ein Jahr her: Am 5. März 2016 ist Nikolaus Harnoncourt verstorben, der große Neuerer der Alten Musik. Diese Größe ermisst sich auch daran, dass die Leistungen des Charismatikers bis heute Nachhall finden. Harnoncourts Ansatz (grob gesagt: Großbesetzungen entschlacken, zum Werkkern vordringen und diesen gewissermaßen an eine Steckdose der Dringlichkeit anschließen) hat etliche Nachfolger auf den Plan gerufen. Zudem existiert bis heute jene Petrischale, in der einst der Keim für diesen Stil entstanden ist: der Concentus Musicus. In den 1950er Jahren von Harnoncourt gegründet, war er bis zum Tod des Dirigenten dessen bedingungsloses Vollzugsorgan.
Fast schon beiläufige Eleganz
Noch heute bespielt dieser Concentus den Musikverein. Zwar nicht mehr im Großen, sondern im (gut gefüllten) Brahms-Saal tätig, macht er am Samstagabend den Eindruck eines charmanten Kompetenzzentrums für Alte Musik. Erstaunlich dabei: Konzertmeister Erich Höbarth scheint als Leiter weniger auf Spannungs-Extreme abzuzielen als auf eine fast beiläufige Eleganz. Ein Vorteil bei der Erstbegegnung mit Unico van Wassenaers fünftem "Concerto armonico": Der Niederländer (1692-1766) hatte ein feines Händchen für Ziselierungen und Synkopen. Mit dem nötigen Schmiss saust man dann durch vier Vivaldi-Streichkonzerte, bevor das Hauptwerk des Abends erreicht ist, nämlich das "Stabat Mater" von Luigi Boccherini: Der edelbittere Sopran von María Hinojosa Montenegro leistet hier intensive Trauerarbeit, während sieben Concentus-Musiker einen teils aschfahlen, teils auch beschwingten Hintergrund ausgestalten. Freundlicher Applaus.
Konzert
Concentus Musicus
Musikverein, Brahms-Saal