Es ist zweifelsfrei stimmig, Schuberts drei Klaviersonaten unmittelbar hintereinander aufzuführen, stehen sie doch miteinander strukturell gesehen in enger Verbindung. Gleichzeitig liegt genau hier aber auch die Schwachstelle dieser Programmation. Denn: Bekömmlich ist das nur, wenn derjenige, der das Klavier bedient, auch weiß, wie man die Werke, die Schubert kurz vor seinem Tod geschrieben hat, gestalten muss, damit das Schlummerpotenzial dieser Sonaten möglichst nicht ausgeschöpft wird. Mitsuko Uchida, die Grande Dame an den Tasten, weiß das natürlich. Und es gelingt ihr. Zumindest größtenteils.
Fein und vielfältig im Ausdruck beginnt sie den Abend mit der c-Moll-Sonate. Rhythmisch prägnant, in Sachen Tempo stets am Punkt. Mit viel Schwung dem kleinteiligen dritten Satz verbunden, die Pausen gefüllt mit lautloser Spannung. Und am Ende der Phrasen setzt sie Akzente wie Ausrufezeichen. Mit Nachdruck. Einfach. Schön. In der A-Dur Sonate dann lieblich Hingehauchtes zwischen statischen Ruhemomenten im Allegro moderato, viel Leichtigkeit in den Läufen, die sie gekonnt durch die Lüfte wirbelt und spielerisch gestaltet. Dennoch kommt hier erstmals Langatmigkeit auf, nämlich wenn die Dynamik sich im selben Rahmen bewegt und das Werk sich um sich selbst dreht.
Insistierende Zartheit
In der letzten Sonate (G-Dur) nagelt sie die Zuhörer aber sogleich wieder fest, indem sie erstens einen guten Zug entwickelt und zweitens dank unglaublich insistierender Zartheit ihre Musik in den anwesenden Köpfen verankert. Gedankt wird es ihr mit Standing Ovations.
Konzert
Mitsuko Uchida
Musikverein