
Groß und leuchtend ist die Strahlkraft der Person Leonard Bernstein. "Lennys" in den August zu datierender 100. Geburtstag durchzieht aktuell die Programme im Wiener Musikverein - erfreulicherweise, haben doch gerade die symphonischen Werke bisher nur vereinzelt Eingang in die Konzertspielpläne gefunden.
Drei Symphonien hat Leonard Bernstein geschrieben. Die Erste, "Jeremiah", schloss er 1942 ab und widmete sie seinem Vater. Die im dritten Satz verwendeten Texte stammen aus dem Buch "Die Klagelieder des Jeremias". Berückend intensiv trug Elisabeth Kulman diese Stellen vor, eingebettet in einen Klangteppich, den die Wiener Philharmoniker konzentriert und behände ausgebreitet hatten.
Die Besonderheiten dieses Orchesters kamen am Samstag im Wiener Musikverein besonders deutlich über die Rampe. Geschlossen dicht die Streicher (Konzertmeister: José Maria Blumenschein), klar und prägnant die Bläser. Zubin Mehta hatte aus gesundheitlichen Gründen das Dirigat zurückgelegt. "Einspringer" Daniel Harding reüssierte mit einem Zugang, der von Umsicht und Gemeinschaftlichkeit geprägt war, vielmehr Primus inter pares denn Prinzipal am Pult der Philharmoniker.
Spannung gehalten
Gustav Mahlers Fünfte Symphonie legte Harding tempomäßig eher breit an. Das berühmte "Adagietto", die Liebeserklärung des Komponisten an Ehefrau Alma, verlief dennoch völlig kitschfrei. Im großen Ganzen wie auch in den Einzelsätzen gelang es, den Bogen gespannt zu halten, bis hin zum triumphalen Choral. Eine starke Gesamtleistung aller, die Blechbläser mit ihrer kraftvollen Präsenz seien abschließend noch einmal extra erwähnt.