Ein Warnhinweis hängt für Kenner über dem Namen Bernd Alois Zimmermann: "Achtung, kompliziert!" Der deutsche Komponist, 1918 geboren und nach 1945 Teilnehmer der berüchtigten Darmstädter Ferienkurse, hat seiner Denklust nicht nur in Theorien die Zügel schießen lassen (die "Kugelgestalt" der Zeit). Ein Wille zur Komplexität drückt auch seiner Musik (etwa der Oper "Die Soldaten") einen vertrackten Stempel auf.

Heftig ravellierend

Zimmermann, 1970 verstorben, hat in den 50er Jahren aber auch ein tönendes Rauschmittel geschrieben, das man ein deutsches "Sacre du printemps" nennen könnte - nämlich die Orchesterpartitur "Alagoana". Sie hat mit dem Strawinski-Stück nicht nur die Bestimmung als Ballettmusik gemeinsam, sondern ist stilistisch aus einem ähnlich bunten Holz geschnitzt - mit Schillerakkorden, Klangnebeln, Donnerrhythmen. Letztere kommen bei Zimmermann hörbar (Bongos!) aus der brasilianischen Richtung; mitunter ravelliert diese Musik aber auch heftig oder mündet in Bartok’sche Mysterien. Oberflächlich ein Nachhall der Moderne, trägt "Alagoana" unter der Regenbogenhaut eine eigene Handschrift, die Sinnlichkeit und Struktursinn verschmilzt.

Wie sehr, war dem Konzert am Sonntag anzumerken: Spontan-Applaus nach den ersten beiden Sätzen für das RSO Wien und Dirigent Ingo Metzmacher. Der führte hier auch Stücke von Gershwin und Ives auf und setzte ein weiteres Glanzlicht mit Schönbergs Klavierkonzert: Pianist David Fray stürmte mit Virtuosenschritten durch das Werk und bewies auf schroffen Klangklippen sicheren Tritt.