Selten wird man im Konzerthaus mit einer Blume begrüßt. Ihre Farbe soll die Reihenfolge des Weges durch die drei Konzertsäle bestimmen, den man an diesem Abend beschreiten wird. Das Festival Gemischter Satz beginnt schon dadurch mit einer süßen Note. Mit einem Wechsel aus Musik, Literatur und Kunst werden die Gäste anschließend betört, in den Pausen fließt Wein durch die Kehlen. Gemischter Satz, versteht sich. Im Zeichen der physischen Freuden strecken die Veranstalter die Hände in alle Kunst- und Musik-Richtungen, versammeln ausgelesene Musiker und deren Klänge aus elektronischer, klassischer, Folk- oder Volksmusik. Quasi Cuvée.
Für den körperlichen Genuss
Florian Boesch etwa, der Bassbariton, der sich diesmal auch von seiner unklassischen Seite zeigt, indem er in Popmanier über Philip Glass Klavieretüde singt, gefolgt von Brandt Brauer Frick, dem Berliner Instrumental-Elektronik-Trio mit beeindruckendem Fortschrittsklang oder dem Fauré Quartett. Darunter mischen sich Auszüge aus Brillat-Savarins "Physiologie des Geschmacks" oder Schnitzlers "Reigen". Stets dreht sich der Inhalt des Gelesenen um den körperlichen Genuss - vom Rausch bis zum Orgasmus. Und doch geben gerade diese Texte dem gemischten Satz seine herbe Note, nämlich weil die gewohnt süffisant-pathetische Lesart der Schauspieler nicht jedem eine Freud ist. Andere herbe Geschmacksnoten resultieren aus dem Auftritt mancher Gruppen, deren Beteiligung nicht immer nachvollziehbar ist. Gesamt aber ein Abend mit geschmeidigem Aroma. Wankend im Abgang.