Die Abende werden milder, die Garderoben in den Konzerthäusern zunehmend leerer: Hinweise darauf, dass sich die Saison langsam dem Ende zuneigt. Mit Beethovens letzten drei Sonaten findet auch der Klavier-Zyklus im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses ein vorläufiges Aus.

Elisabeth Leonskaja, 72, zeigt sich hingegen weit entfernt von jeglichen Anzeichen, die auf ein etwaiges Ende ihrer Pianistenkarriere deuten würden, ganz im Gegenteil. Mit viel Ruhe und Kraft begegnet sie den Beethoven-Werken, die allein schon durch die äußerst hohen Tempoangaben (aber nicht nur) eine gehobene Stufe der Virtuosität fordern.

Forsche Spielweise

Leonskaja schreitet recht forsch zur Sache: Sie interpretiert die Sonate op. 109 mit gestalterischer Stärke, legt durch intensiven Pedaleinsatz eine gewisse Schwere in ihr Spiel. Das gilt dann auch für die Sonate op. 110, in der Leonskaja zudem relativ brüske Dynamikwechsel vornimmt. Leichtigkeit und Eleganz könnte man hierbei ein wenig vermissen.

Auch wenn die russische Pianistin grundsätzlich dieser forschen Spielweise treu bleibt, hebt sie immer wieder schöne Melodiebögen hervor. Technische Kniffligkeiten meistert sie erstaunlich behänd, strahlt dabei immer eine stattliche Ruhe aus. Im op. 111 findet sie schließlich in einen schönen Fluss und legt eine angemessene Intensität in ihr Spiel. Vor allem der letzte Satz klingt dann zwar nicht zart, aber doch etwas freundlicher, und die letzte, lange Trillerpassage mit der Melodieumrahmung gelingt ganz wunderbar.