Mehr als 100 Mal ist Mariss Jansons seit 1992 mit den Wiener Philharmonikern aufgetreten. Das vergangene Wochenende erinnerte an den Anfang dieser fruchtbaren Zusammenarbeit. Jansons, jüngst auch mit der Ehrenmitgliedschaft des Orchesters bedacht, dirigierte im Wiener Musikverein dieselben Stücke wie bei seinem philharmonischen Debüt: Béla Bartóks "Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta" und Tschaikowskis Sechste Symphonie.

Bartóks Stück - engagiert und mit höchster Präzision dargeboten - geht auf einen Auftrag von Paul Sacher zurück. Zwei Streichergruppen sind links und rechts vom Dirigenten angeordnet, dazwischen Klavier, Celesta, Harfe und Schlagwerk; ein exponiertes, klagendes Bratschenthema steht am Beginn von insgesamt vier sehr anspruchsvollen Sätzen.

Leidenschaftliche Wiedergabe

Die Meisterschaft Jansons’, fesselnde Stimmungen und emotionale Verbindlichkeiten zu erzeugen, erblühte voll in Tschaikowskis "Pathétique": eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit den Themen Leben, Liebe, Enttäuschung und Tod. Nur wenige Tage vor seinem Lebensende uraufgeführt, hat Tschaikowski seine ganze Seele in die Symphonie gelegt. Der Vorgabe Rechnung tragend, gaben sich Jansons und die Philharmoniker mit Leidenschaft der Musik hin, allen voran eine famose Fagottistin, ein souveräner Paukist, ein eleganter Klarinettist und eine geschlossen gute Blechbläsergruppe. Ein noch in die verklingende Musik hinein gerufenes Bravo holte am Samstag schließlich alle Anwesenden jäh ins Hier und Jetzt zurück.