Im Eichendorff-Liederkreis op. 39 fasst Robert Schumann die Motive der Romantik wie für ein tönendes Lexikon zusammen. Ein jedes Lieder ist gleichsam Spiegel für die Befindlichkeit einer Epoche, die sich im Individuum niederschlägt. Oder ist es genau umgekehrt, geht es um den Menschen als Solitär, der gleichwohl Abbild des Seelenbildes seiner Zeit ist? Wie handfest darf das "Waldesgespräch" mit der "Hexe Loreley" ablaufen? Wie schweigsam dürfen in der "Stille" Schnee und Sterne sein, in einer Interpretation im lauten 21. Jahrhundert?

Der Bariton Matthias Goerne und Markus Hinterhäuser am Klavier hatten am Montag im Haus für Mozart Antworten, in denen das Mysterium erhalten blieb. Man nehme das vielleicht bekannteste Stück, die "Mondnacht", und staune, mit welch unendlicher Feinheit Hinterhäuser die eröffnende, harmonisch vage Klaviermelodie bei ihrer Wiederkehr noch einen Deut rätselhafter fasst. Mit allergrößtem Selbstvertrauen spielt Goerne dazu sein mehr denn je unverwechselbares Timbre aus, ohne etwas zu "machen". Ein solches Stimmungsbild braucht keine Fingerzeige.

Ein Kabinettstück wohl, wie Goerne und Hinterhäuser mit der plakativen Schauerromantik eines Adalbert von Chamisso umgehen. Extrem langsam und zurückhaltend gestalten sie den Abschied der "Löwenbraut". Auch für Maria Stuart wird der Abschied letztlich tödlich ausgehen (wenn auch nicht so unmittelbar wie für die Löwenbraut). Psychologische Präzisionsarbeit. Näher kann man Schumann nicht sein.

Konzert

Matthias Goerne (Bariton)

Markus Hinterhäuser (Klavier)

Salzburger Festspiele