Giuliano Carmignola zählt mittlerweile zu den Altmeistern der Barockinterpreten. Er stand gemeinsam mit dem Concerto Köln auf der Bühne des Wiener Musikvereins und bei aller Seriosität, mit der hier musiziert wird, bedeutet der zu Scherzen aufgelegte Carmignola nebenbei mit Gesten und Blicken, dass es ihm auch um den Spaß geht. Nämlich den Spaß an der Musik. Das Concerto Köln beginnt mit einem kraftvollen Concerto von Evaristo Felice Dall’Abaco sowie dem Concerto Nr. 6 von Charles Avison nach Scarlatti. Das Ensemble geizt mit Vibrato zugunsten eines mittlerweile gängigen Originalklangs. Konzertmeisterin Mayumi Hirasaki schält mit ihren etwas übertrieben expressiven Soli einzelne Teile heraus, denen es dadurch jedoch etwas an Gesamtphrasierung fehlt.

Die Rolle als Zuspielerin steht ihr hingegen ausgezeichnet, als dann Carmignola am Konzertpult steht. Sie zeigt sich als empathische Begleiterin in Bachs d-Moll-Konzert für zwei Violinen, vor allem aber dann in Vivaldis "Vier Jahreszeiten". Kleine Attacken und große Spiellust - und hie und da, wenn wieder der Showmaster mit Carmignola durchgeht - ein erschrockener Blick auf seine Schulter, als wäre ihm soeben ein Vogel draufgeflattert. Sein Spiel: harsch, fast schnoddrig, kaum Vibrato. Phrasierungen, die er oft nur andeutet.

Dadurch entwirft er allerdings seinen unverkennbaren trocken-graziösen Stil, der gerade den "Vier Jahreszeiten" sehr zuträglich ist. Auch dank des präzisen Zusammenspiels des Ensembles ein Erfolg, der zwei Zugaben fordert.