
In einem alten Opernführer, Auflage 1938, wird das Werk gerühmt, und mein Großvater, immerhin Kompositionsschüler Franz Schrekers, setzte mit Bleistift hinzu: "Meisterwerk!!!" Die so gelobte Oper ist die 1903 uraufgeführte "Ilsebill" des Bruckner-Schülers Friedrich Klose. Sollte ein Schatz, durch welche Umstände auch immer, in die hintersten Winkel der Archive geraten und dort vergessen worden sein?
Dank eines musikalisch untadeligen, von Markus Bosch mit merklicher Begeisterung dirigierten Mitschnitts einer Produktion der Oper von Aachen kann man sich nun selbst ein Bild
machen.
Klose beherrscht vor allem eines: Die Klangfarbe. Das Orchester übertrumpft in seinem Funkeln und Leuchten sogar die Klangpalette Richard Strauss´. Der Tonfall gemahnt - wenig verwunderlich bei einer Märchenoper der deutschen Nachromantik - an Humperdinck, und wie bei diesem, so hat auch bei Klose Richard Wagner deutliche Spuren hinterlassen.
Dennoch gibt es da auch einen eigenen Tonfall, eine seltsame Überhöhung des Schlichten bis zu seiner Brechung. Es gibt grandiose Steigerungen, und etwas ähnlich Grandios-Schönes und zugleich Erschreckendes wie das Vierte Bild findet sich in lediglich rund zehn Jahre später in den Opern Franz Schrekers.
Für Freunde der nachromantischen Oper eine unverzichtbare Aufnahme. Sie werden dem rührigen Label auch gerne verzeihen, dass es das Märchen den Brüdern Grimm zuschreibt, obwohl es von Otto Runge stammt.
Friedrich Klose: Ilsebill. cpo, 2 CD, ca. 30 Euro.