(dawa) Welch ernste Klanggewalt. Was lässt sich von Georg Philipp Telemanns einzig erhaltener Opera Seria anderes erwarten. 1729 wurde sein "Flavius Bertaridus, König der Langobarden" in der finanziell angeschlagenen Hamburger Gänsemarkt-Oper uraufgeführt. Der Rettungsschirm hatte keinen Erfolg, das Theater erklärte Bankrott.

Dabei handelt es sich bei dem Werk um klug gebautes, der Tradition des deutschen Barocks verpflichtetes Musiktheater, angereichert mit den italienischen Formen. Der Stoff war auch beliebt. Abgesetzter Langobarden-König kehrt in Verkleidung an den Hof zurück, seine Gattin (ebenfalls verkleidet) bleibt trotz aller Wirren treu.
Tyrann stirbt, König kehrt zurück. Dank der Wiederentdeckung durch die Innsbrucker Festwochen für Alte Musik 2011 lässt sich die Soap in voller Pracht genießen. Hier wird nicht mit Klischees gespielt, sondern mit Emotionen gelebt. Die Stimmen verbreiten auch auf CD intensive Gefühle. Beispiel Königspaar: Maite Beaumonts Alt (Flavius) fesselt durch und durch. Nina Bernsteiners Sopran kann als Rodelinda nur bewegen. Was für ein Kleinod der Musikgeschichte!