"Bomarzo" des Argentiniers Alberto Ginastera ist einer der spannendsten Knüller der gesamten Opernliteratur: Sex an Crime in der Renaissance samt Orakel und wahnsinnsnahem Alptraum vor dem Hintergrund des Parks der Ungeheuer in Bomarzo. Dem argentinischen Präsidenten Juan Carlos Onganía wars zuviel im Jahr 1967, er verbot wegen moralischer Bedenken aufgrund des sexuellen Inhalts die Aufführung am Teatro Colón. Die Uraufführung hatte im selben Jahr in Washington stattgefunden und übersiedelte anschließend an die New York City Opera.

Ginastera hat die Musik auf der Basis der Zwölftontechnik komponiert und bezieht auch Vierteltöne mit ein. Er gewinnt dem System fantastische Klangvisionen ab. Die Musik glüht in den seltsamsten Farben, morbide, vergiftet, in einen Strudel des Irrsinns gesogen. Die Singstimmen liegen in ekstatischen Kantilenen darüber, als wollte Ginastera die Italianità neu definieren. Der Aufnahme, mit der Sony wohl des diesjährigen100. Geburtstags des Komponisten gedenkt, liegt die alte Modelleinspielung der New York City Opera unter Julius Rudel zugrunde. Ein Muss!
Alberto Ginastera: Bomarzo. Sony, 2 CDs, ca. 13 Euro.