Umjubelt: Ensembleleiter Fabio Biondi. - © www.europagalante.at
Umjubelt: Ensembleleiter Fabio Biondi. - © www.europagalante.at

Eine Oper, die es eigentlich gar nicht gibt: 1742, ein Jahr nach dem Tod des "alten" Vivaldi in Wien, spielte man am Kärntnertortheater sein "L’oracolo in Messenia"; ein Werk, das er vier Jahre zuvor in anderer Form für Venedig geschrieben hatte. Leider sind von beiden Versionen nur die verwirrenden Libretti von Apostolo Zeno, nicht aber die Partituren erhalten geblieben.

Für die Eröffnung des Konzerthaus-Festivals "Resonanzen" hat Fabio Biondi Musik Vivaldis aus anderen Quellen mit Arien seines Konkurrenten Geminiano Giacomelli zu einem Pasticcio in barocker Art zusammengefügt. Doch das so entstandene "neue" Werk beeindruckte durch echte Dramatik, virtuose Orchesterpartien und eine Kette brillanter Arien.

Nicht weniger als fünf fulminante Sängerinnen nützten das zu überwältigender Exhibition vokalen Glanzes. Drei von ihnen zählen zum Establishment der Alten-Musik-Szene: Ann Hallenberg mit dramatisch attackierendem Mezzo als leidende Königin Merope, die stimmlich flexible Vivica Genaux als ihr Sohn Epitide und Romina Basso mit klarem Alt als dessen Geliebte Elmira.

Gut fügte sich Franziska Gottwalds frischer Mezzo als der Gesandte Licisco dem Ensemble ein. Aber die größte Begeisterung weckte die blutjunge russische Sopranistin Julia Lezhneva (Trasimede) mit ihren locker hingetupften Koloraturen und ihren leichten, schwebenden Höhen. Magnus Staveland bot für den Tyrannen Polifonte einen charaktervollen Tenor auf, Xavier Sabata für den Mörder Anassandro einen etwas verschleierten Countertenor.

Mit seiner Violine leitete Fabio Biondi das homogen musizierende Ensemble Europa Galante, wobei nur die allzu harsch forcierten Akzente störten. Heller Jubel und Standing Ovations - triumphaler hätte das Festival zum 20-Jahr-Jubiläum nicht beginnen können.