Im Grazer Forum Stadtpark hat Heidrun Primas nach zehnjähriger Tätigkeit ihre Forum-Agenden zurückgelegt. Als Nachfolger wurde auf der Jahreshauptversammlung am Dienstag eine Dreierkonstellation mit Miriam Schmid, Markus Gönitzer und Robin Klengel gewählt. Es sei nach zehn Jahren der richtige Zeitpunkt, um das Forum Stadtpark an die nächste Generation weiterzugeben, betonte Primas am Mittwoch im Pressegespräch in Graz.
Die drei Neuen an der Spitze des Forum Stadtpark sind in dem unabhängigen Kunst- und Kulturverein schon längere Zeit verankert: Miriam Schmid leitete seit 2017 zusammen mit Vici Fux die Sparte Performance, Markus Gönitzer ist seit 2017 zusammen mit Leo Kühberger Leiter der Sparte Gesellschaftspolitik. Robin Klengel war bereits seit vier Jahren der Stellvertreter von Heidrun Primas.
"Es ist der richtige Zeitpunkt, um an die nächste Generation weiterzugeben. Ich habe rigoroses Vertrauen in das Team", betonte Primas. Für das Forum Stadtpark werde sie "hier sein, wenn man mich braucht". Vorerst werde sie aber erst einmal zum "Wochenende für Moria" zu Fuß nach Wien gehen und sich für Menschen im Süden Europas einsetzen.
Jeder in dem neuen Leitungskollektiv sei "bei allen Entscheidungen gleichberechtigt", hob Markus Gönitzer hervor. Inhaltlich werde man "auf dem aufbauen, was Heidrun aufgebaut hat" und das Forum "im Geiste der Avantgarde" weiterführen. Organisatorisch entspreche dem der Schritt hin zu einem Leitungskollektiv statt der bisherigen Tradition der einen großen Leitungsfigur, führte Robin Klengel näher aus.
Mehr interdisziplinäres Programm
Die Zusammenarbeit der sieben Sparten des Hauses werde künftig groß geschrieben. "Es wird mehr interdisziplinäres Programm geben", wie Klengel sagte. Daher werden die sieben Sparten "ein etwas kleineres Budget" erhalten, bei spartenübergreifender Arbeit aber auf einen eigenen Topf zurückgreifen können, erläuterte Miriam Schmid. Thematisch werde etwa das Thema Sicherheit eine große Rolle spielen, verriet Klengel: "Das Forum Stadtpark erklärt sich zum Zentrum für Sicherheit. Wir werden darüber reden, für wen was sicher ist, aber nicht auf dieselbe Weise wie gewöhnlich, sondern ausgerichtet auf die Frage der sozialen Sicherheit", wie Klengel kurz anriss.
Auch im Programmforum ist es zu personellen Veränderungen gekommen: Fiston Mwanza Mujila übernimmt die Sparte der Literatur von Kinga Tóth. Der aus der Demokratischen Republik Kongo stammende Lyriker kam 2009 als Stadtschreiber nach Graz und will in der neuen Funktion "eine Brücke zwischen Graz, Europa und Afrika bauen". Markus Waitschacher folgt Eva Pichler und Gerhard Pichler in der Sparte der Bildenden Kunst nach und will u.a. einen Kritikerklub gründen. Patrick Wurzwallner wurde in der Sparte Musik bestätigt und will "das, was wir von der Avantgarde wahrnehmen in die Mitte der Gesellschaft bringen", etwa mit der Fortführung der Listening Sessions, in der "Kulturmenschen" Einblicke in ihre Hörgewohnheiten geben. Sara Huber folgt Markus Gönitzer in der Gesellschaftspolitik nach. Ana Jeinic wird von Claudia Gerhäusser die Architektur übernehmen und Clara Wildberger wurde in der Sparte Fotografie bestätigt.
Das "Forum Stadtpark" wurde 1960 als Mehrspartenhaus gegründet und machte sich bald einen Ruf als eines der impulstragenden Kulturhäuser im deutschsprachigen Raum. Avantgarde-Künstler wie Peter Handke und Wolfgang Bauer konnten "im Forum" ihre ersten literarischen Gehversuche machen. 1995 trat Alfred Kolleritsch nach 26 Jahren als Vorsitzender zurück. Das Forum Stadtpark Theater, die Camera Austria oder auch die Zeitschrift "manuskripte" gingen von da an eigene Wege. Erklärter Anspruch des Hauses ist es, Labor und Plattform für viele Szenen der lokalen, österreichischen und internationalen Kulturproduktion zu sein. Seit 2011 leitete Heidrun Primas das Forum Stadtpark.
(apa)