Zur ersten Retrospektive Heimo Zobernigs 2002/03 im Mumok, kurz nach dessen Einzug im Museumsquartier, entstand der weiße Kubus-Einbau im Stiegenhaus, der die Ebene 2 um einen Durchgang erweiterte. Seit damals zierte das Metall-Skelett einer Gondel diesen räumlich-skulpturalen Eingriff, nun hat der Künstler einen großen schwarzen Würfel auf den Kubus gestellt, der, schräg gelandet, Schwere suggeriert. Real ist er als Karton ein Leichtgewicht, das einmal mehr an die Ikone des schwarzen Quadrats von Kasimir Malewitsch und dessen Herkunft aus dem Theater mahnt.
Auch wenn die Ausstellung ohne Titel primär den Malereidiskurs hervorhebt, thematisiert der Bildhauerei an der Wiener Akademie lehrende Künstler, wie meist in seinem Werklauf, der ihn an viele prominente Ausstellungsorte brachte, wie die Chronologie des Katalogs zeigt, umfassende kunstwissenschaftliche Untersuchungen.
An der Grenze
zur Wissenschaft
Die finden von sehr strengen Vermessungen bis zu kritischen Fragen an die Institution Museum auf vielen Denkebenen und mit vielen Materialien statt. Von der Architektur zum Display für die hier demnächst eintreffenden Tänzer des Impulstanzfestivals, von plastischen zu malerischen Zitaten, sind auch Möblierung, Verteilung bemalter Schaufensterpuppen, aber auch ein Musik-Video zum Medienkonzert komponiert.
Das gerasterte Raumgefüge orientiert sich am "Sonsbeek-Pavilon" von Gerrit Rietveld, welchen der Niederländer 1955 in Arnheim für eine Skulpturenausstellung gestaltete. Das Reiben am klassisch-modernistischen Stil hat in den 1980er Jahren auch den Malereibegriff erweitert, wobei Zobernig nach Konzepten Helga Philipps begann, die abstrakte Geometrie aus den angeblich esoterisch-mystischen Gefilden der Frühzeit in eine analytische Ebene zu bringen.
Neo-Geo oder neue Geometrie zitierten Monochromie, Schachbrettmuster oder Schriftbilder aus Minimalismus und Konzeptkunst, aber auch die Farben aus der Videotechnik bereicherten alles. Dazu kam bei Zobernig 2011 plötzlich Pablo Picasso und, nach viel Farbfeld, auch das Zitat der gestischen Malerei, teils ironisch, teils als Gegenkonzept zu den geometrisch strengen Hauptmotiven wie dem Raster. Die Geste erweiterte sich nun auch auf die Stellwände, die als Zwitter zur Malerei fungieren, um die Kunst-Grenzen verschwimmen zu lassen - eine Errungenschaft der 1980er Jahre, die den Warencharakter der Skulptur und die postmodernen Aneignungszitate locker mischten.
Die frühe Farbpalette und reduzierte Materialverwendung ist nun üppig erweitert, ein Regal wurde schwarz wie geteert und dabei noch gefedert, selbst die Schaufensterpuppen überschreiten bemalt nun die früher auf 15 reine Pigmentfarben reduzierte Palette, changieren wie partiell eingesetzte bunte Kristalle im Weiß zu einer Art Diamantenstaubzitat. Joseph Beuys oder der Kitsch, die subversive Überschreitung, lauert neben einem Paravent aus silbernem Nesselgewebe, im Zickzack bauzaunmäßig aufgestellt. Schaufensterpuppen hängen wie in einer Filmszenerie ab, die Plüschdecke mit schwarzweißem Schachbrettmuster ist Ingmar Bergmans Theaterstück "Wood Painting" verbunden, auf einem Sitz- und Liegemöbel für Besucher platziert.
Der Kreuzritter aus "Das siebente Siegel" Ingmar Bergmans oder auch Stanley Kubricks "2001 Odyssee im Weltraum", dazu die von Piet Mondrian vorweggenommene Verwendung von Diamantenstaub zu Pigmenten: All diese Zitate sind zu erfahren. Fast klar, dass auch die Blickrichtungen "gestört" werden, weg vom rigoros gelenkten Blick der Moderne. So zeigt sich nach wie vor die künstlerische Position im Wandel.