Delikat. Es ist schon delikat, wenn der ehemalige Geschäftsführer der Kunstmesse Viennacontemporary, Renger van den Heuvel, nicht nur eine eigene Messe ins Leben ruft, sondern auch den Betreiber der Marx-Halle als Mitgesellschafter und Vermieter ins Boot holt. Ein Schachzug, der die Flexibilität bei der terminlichen Festlegung der ersten Ausgabe der Spark Art Fair - inklusive Verschiebung in turbulenten Pandemiezeiten - wesentlich erhöht und somit nicht zu unterschätzen ist. Dass sich das Organisations-Team der Spark zu einem wesentlichen Teil aus ehemaligen Mitarbeitern der Viennacontemporary rekrutiert, ist wohl unvermeidlicher, sozioökonomischer Nebeneffekt einer Konkurrenz-Neugründung.
Obwohl van den Heuvel im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" das Konkurrenzverhältnis zu seinem ehemaligen Arbeitgeber negiert und das Konzept der Spark Art Fair als künstlerische Ergänzung zur Viennacontemporary verstanden wissen will. Wie auch immer. Faktum ist, dass die Spark stattfindet und die meisten Aussteller vor Ort von der Viennacontemporary bis dato noch nichts Handfestes gehört haben. Und die Messe sollte Anfang September über die Bühne gehen.
Priorität für zeitgenössische Kunst
Zum Konzept der Spark: Van den Heuvel rückt Einzelpräsentationen von Künstlerinnen und Künstlern ins Zentrum. Mit dieser Fokussierung verstärkt sich die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Kunstpositionen enorm. Im Gegensatz zu herkömmlichen Messeformaten, mit den teilweise russischen Hängungen an den Ständen, verschafft diese Präsentationsform der zeitgenössischen Kunst Priorität - vor dem (Kunst-)Markt. Das Format appelliert an das kuratorische Geschick der Galeristen, aus der Künstlerliste jene oder jenen auszuwählen, die oder der während der Messe nicht nur künstlerisch, sondern auch pekuniär reüssieren kann. Auf jeden Fall beweisen die 71 Solopräsentationen - mit den kuratierten Sektionen "Perspectives", "Utopia: Post-War" und "Interface - New Media and Digital Art" - von 59 nationalen wie internationalen Galerien nach dem ersten Rundgang, dass das Konzept in seiner Frische und Großzügigkeit erfolgreich ist. Sowohl künstlerisch wie auch finanziell, wie die Verkäufe am Eröffnungstag zeigten.
Positionen, die unmittelbar ins Auge stechen: Die bestechende Installation der nächstjährigen Venedig-Biennale-Künstlerin Jakob Lena Knebel (Galerie Kargl; Preise bis zu 11.000 Euro), die vielschichtigen, geheimnisvollen Arbeiten der südafrikanischen Künstlerin Alexandra Karkashian bei der Madrider Galerie Sabrina Amrani (zwischen 4.000 bis 8.000 Euro), die unmittelbar nach Messe-Eröffnung zwei große Leinwände an einen heimischen Sammler verkaufen konnte, oder die außergewöhnlichen "Aluminium Paintings" und "Apple-Sculptures" des deutschen Künstlers Johannes Wohnseifer bei Thoman (zwischen 7.000 und 19.000 Euro).
Poppiges und Beschwingtes
Eine besondere Vertiefung mit dem Oeuvre Maria Lassnigs, deren Arbeit "Wilde Tiere sind gefährdet" mittwochs im Dorotheum mit fast 1,4 Millionen Euro einen Weltrekordpreis erzielen konnte, ermöglicht die Galerie Ulysses, die feine Zeichnungen der Künstlerin aus den Jahren 1951 bis 1955 präsentiert (zwischen 32.000 und 64.000 Euro). Des Weiteren bestechen die Collagen von Peter Kogler bei Atelier Contemporary (13.600 Euro), die beschwingten Leinwände und Skulpturen Veronika Dirnhofers bei der Galerie 3 aus Klagenfurt, die farbintensiven Schüttbilder von Thomas Reinhold bei Christine König oder die poppigen Arbeiten von Heimo Zobernig bei Meyer Kainer. Eine eingehendere Auseinandersetzung lohnt und verlangt der einzigartige Werkzyklus des Malers Michael Horsky bei der Pariser Galerie Frank Elbaz (bis 24.000 Euro), die im Herbst die erste Einzelausstellung mit dem Wiener Künstler geplant hat.
Die erste Ausgabe der Spark Art Fair belohnt das Risiko des Gründers Renger van den Heuvel, der lächerlich wenig öffentliche Unterstützung (zwischen 8.000 und 40.000 Euro) zugesprochen bekam, und bietet einen willkommenen, dichten und abwechslungsreichen Parcours durch zeitgenössischen Kunstgeschehen. Noch sieht van den Heuvel - wie erwähnt - die Spark Art Fair als Ergänzung zur Viennacontemporary. Die folgenden Monate werden zeigen, ob sie nicht doch zum Platzhirsch in Österreich werden wird. Nach der gelungenen Premiere ist es ihr zu wünschen.