Man könnte sie lange beim Sinnieren beobachten. Die fein gezeichnete, nachdenkliche Frauenfigur versteht, den Betrachter unmittelbar zu fesseln. Der Frage nachgehend: "Wie lange noch?" Bei Penelope wird sich das Denken mit der Rückkehr ihres Mannes Odysseus beschäftigen. Bei den Ausstellern der sommerlichen Art & Antique in Salzburg richtet sich die Nachdenklichkeit auf prolongierte, pandemische Unsicherheiten. Jedoch jetzt - während der Salzburger Festspiele - regiert der Optimismus: Die Kunstmesse, die sich sonst als kleine Boutique-Messe mit zehn Ausstellern im Zelt präsentiert, hat sich aufgrund zahlreicher Anfragen verdoppelt. Für die nun 21 Aussteller aus Deutschland, Österreich und Belgien war es notwendig, den Carabinieri-Saal der Residenz zu buchen. Eine Erweiterung, die sich bereits am ersten Wochenende für Sammler und Aussteller bezahlt gemacht hat.
Die sinnierende Penelope
Zurück zur griechischen Mythologie: Die feine Szenerie der sinnierenden Penelope befindet sich auf einer Pelike, die Sonderform einer Amphore, aus dem Jahr 450 vor Christus am Stand des Antikenhändlers Christoph Bacher (38.000 Euro). Bacher hat die Lockdowns wirtschaftlich gut überstanden, wie er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erzählt: "Meine Online-Verkäufe sind enorm gestiegen!" Er hat es mit seinem Kunsthandel geschafft, innerhalb von sechs Jahren in die internationale Liga der zehn besten Antikenhändler aufzusteigen. "Auch deswegen, weil die meisten meiner soignierten Mitbewerber den Online-Handel verschlafen haben," beschreibt er einen wesentlichen Teil seines Erfolgs. "Sie pflegen lediglich Selbstlob-Image-Websites mit bereits getätigten Verkäufen an Museen und vergessen, aktuelle Angebote im Netz zu platzieren." In einer Handelsparte, wo gegenseitiges Vertrauen und gesicherte Provenienz das A und O des Handels bedeuten, Werke oft schon bekannt sind und sich die meisten Akteure persönlich kennen, wird Online-Handel immer wichtiger, ist Bacher überzeugt.
Von der Antike ins Heute

Einen deutlich erkennbaren Trend zeigt der Aussteller, deren kunsthistorische Bandbreite meist von Alten Meistern bis zur Klassischen Moderne reicht, vielleicht noch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts abdeckt: Er geht zu den Zeitgenossen. Wenn ein verdienter Kunsthändler wie Josef Schütz als Eyecatcher seines Stands nicht einen großformatigen Kolo Moser oder einen Albin Egger-Lienz präsentiert, sondern ein Schüttbild von Herrmann Nitsch, dann manifestiert sich die Stoßrichtung. Im hinteren Bereich des Stands unterstützt eine Arbeit von Günther Brus die Schützsche "Neuausrichtung". Die gezeigte Arbeit von Nitsch ist von ausgezeichneter Qualität und keine Massenproduktion aus den letzten Jahren (55.000 Euro).
Unheimliches Porträt
Bei Giese & Schweiger wurde der neue Ausstellungsraum in Wien zwar mit der Ausstellung "Gruppe St. Stephan" mit Arbeiten von Rainer, Hollegha, Prachensky und Mikl eröffnet, jedoch in Salzburg setzen die versierten Kunsthändler auf das Stammprogramm. Wobei das außergewöhnliche bis etwas unheimliche Porträt eines bretonischen Mädchens von Ludwig Ferdinand Graf aus dem Jahr 1893 fast eine Neu- anstelle einer Wiederentdeckung ist. Denn Arbeiten des Künstlers sind gesucht, aber international rar gesät. Die Arbeit fand auch unmittelbar nach Veröffentlichung des Fotos für den Messekatalog einen Käufer. Ein Museum aus Deutschland hat zugeschlagen (36.000 Euro). Ein anderes Highlight bei Giese & Schweiger ist ein spektakuläres Venedig-Bild von Tina Blau (1910, 45.000 Euro).
Sonst noch aufgefallen: Ein pastoses Kleinformat von Wilhelm Prachensky bei Freller (17.500 Euro), Marc Chagalls farbenfrohe Lithographie "Les Coquelicots" bei der Galerie Francaise (37.000 Euro), ein "Blumenstrauß in weißer Vase" von Alfons Walde bei Kovacek Spiegelgasse (150.000 Euro) und der Beweis, dass Elvis als Zeitenwanderer lebt: Dem prachtvollen Männerkopf als Eckstück eines Sarkophagdeckels muss der "King of Rock n Roll" Modell gestanden sein - von der Haartolle bis zu den vollen Lippen sieht Elvis der Büste zum Verwechseln ähnlich (Bacher, zweites Jhd. n. Chr., 150.000 Euro).