Dunkel ist es im ersten Stock der Messehalle Graz, wo im Rahmen der Ausstellung "colors" stolze 126 großformatige Bilder des weltbekannten Fotografen Steve McCurry gezeigt werden. Vor allem das Ausstellungskonzept des Organisators (Atelier Jungwirth) überrascht: Keine Bilder an den Wänden, stattdessen sind zwischen
2x3 und 4x6 Meter große Leuchtkästen mitten im Raum montiert, welche die Werke von hinten mit LED-Leuchten illuminieren. Ansonsten gibt es nur wenige Lichtquellen, was die Bilder vollkommen in den Fokus rückt und Besucher alles andere vergessen lässt. Die orientalisch angehauchte Musik, die im Hintergrund läuft, und die Spiegelungen auf dem Boden verstärken diesen Effekt noch. Außerdem sind die Bilder tunnelartig aufgestellt, sodass die Gesichter einem gefühlt mit ihren Blicken folgen.
Der amerikanische Fotograf McCurry hat sich vor allem mit starken Porträts einen Namen gemacht. Er sucht den "unbewachten" Moment und möchte durch das Bild vermitteln, wie es ist, die porträtierte Person zu sein. Vor fast 40 Jahren reiste der heute 71-Jährige zum ersten Mal nach Indien, dann nach Pakistan. Dort traf er auf Flüchtlinge aus Afghanistan, die ihn über die Grenze in ihr Heimatland schmuggelten, gerade als die russische Invasion das Land für alle westlichen Journalisten sperrte. In weiterer Folge entstanden die ersten Bilder des Afghanistan-Konflikts und McCurrys wohl berühmtestes Werk, das später auf dem Cover des National Geographic erschien: "Afghan Girl". Die aktuelle Situation in Afghanistan verleiht dem Bild eine traurige Aktualität. McCurry äußerte sich kürzlich empört über die Lage im Mittleren Osten, das aktuelle Geschehen sei leicht vorherzusehen gewesen und es sei "absolut beschämend", die dortige Bevölkerung im Stich zu lassen. Vor wenigen Tagen besuchte McCurry höchstpersönlich die Ausstellung in Graz.

Eine Reise um die Welt
In der Messehalle werden Besucher mithilfe eines Nummernleitsystems von Bild zu Bild und Land zu Land gelotst: Indien, Afghanistan, Äthiopien, Myanmar, aber auch Kroatien oder Frankreich. Die Bilder zeigen Konflikte, zeitgenössische Kulturen und alte Traditionen wie etwa eine Szene von einem Holi-Festival in Indien oder eine Straßenszene in Havanna. Vor allem aber zeigen sie Menschen, und dass die gesamte Menschheit eine Einheit bildet. Man spürt McCurrys Bemühen, den Abgebildeten trotz ihrer ärmlichen Umstände im Bild eine Erhabenheit zu verleihen. Leider sind oft nur Zeitpunkt und Ort der Aufnahme vermerkt, wo man gerne die ganze Geschichte hinter dem Bild erfahren hätte.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, sollte Zeit mitbringen: Die Messe-Website empfiehlt eine Stunde, besser wären aber zwei. Zeit genug bleibt, die Ausstellung wurde gerade bis in den Oktober verlängert. Für die Zeit danach denkt man an eine Wanderausstellung.