Vorhang auf für die innovativsten Ideen Österreichs: Noch bis 3. Oktober werden auf der Vienna Design Week ungewöhnliche, kreative und erstaunliche Lösungen und Ansätze zu Problemen und Bedürfnissen der Gesellschaft von heimischen Designern gezeigt.
Vom portablen Schongarer im Rucksack über den Vibrator mit integriertem Thermometer bis hin zu 3D-gedruckten Lichtinstallationen, deren Form aus Umfragedaten entwickelt wurde, die Projekte verblüffen und regen zum Nachdenken an. Die Design Week begibt sich 2021 unter die erstmalige Leitung von Gabriel Roland, der die Rolle von Lilli Hollein übernommen hat. Der neue Direktor führt die Ausstellung ganz im Sinne seiner Vorgängerin weiter und will sie für jeden zugänglich halten, gleichzeitig aber auch fachliche Diskussionen anregen.
Ganz besonders stark in der Festivalzentrale vertreten: Nachhaltige Designs. Das Studio Barbara Gollackner und Peter König stellen bei "Waste Ware - Products made from Food Waste" unterschiedliche Resultate aus ihren Experimenten zu ungewöhnlichen Wiederverwendungsmöglichkeiten von Lebensmitteln vor. Altes Brot wird genauso zur Schüssel geformt wie Pilzsporen. Schimmel hat sich nach Angaben der Aussteller nicht einmal bei der ältesten Schüssel gebildet.
Die interaktive Ausstellung "Ideales Essen Erleben" von Designforscherin Katharina Dankl und der Wirtschaftsagentur Wien regt Besucher derweil zum Reflektieren ihres Einkaufsverhaltens ein. Um die Psychohygiene der Wiener bemüht ist derweil das bunte "Grantmistküberl" aus Max Scheidls interventionistischem Projekt "The Artisans of Public Psyche". Hier darf man sich am Mikrofon über die eigenen Ärgernisse auslassen. Eine KI generiert daraus einen Text, der gedruckt wird. Beitragen soll das Projekt zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.
50 Locations in ganz Wien
Das diesjährige Epizentrum des von Bezirk zu Bezirk wandernden Events ist Brigittenau. Am Sachsenplatz im 20. Bezirk befindet sich auch die Festivalzentrale, in der zahlreiche Designer ihre Projekte ausstellen. Auch quer durch Wien verteilt finden an über 50 Locations Projekte und Veranstaltungen statt. Zu den Spannenderen gehören bei der heurigen Vienna Design Week die Social Designs, allen voran "missing-link", bei dem Marlene Lübke-Ahrens und Wolfgang Novotny den Wienern in einer architektonischen Intervention per Gerüst ein Stück der ungenutzten Trasse auf den Stadtbahnbögen zwischen dem 19. und 20. Bezirk zurückerobert haben.
Nicht weniger interessant ist die Freiluftinstallation "Excavations - From the Darkest Past" am Gelände des Nordwestbahnhofs. Streifen am Boden markieren, wo früher Gebäude standen und Schienen verliefen - aber auch wo die NS-Propaganda-Ausstellung "Der ewige Jude" stattfand. Verantwortlich für die archäologische Ausgrabung zeichnen sich Michael Hieslmair und Michael Zinganel von Tracing Spaces.
Statt eines einzigen Gastlands haben sich die Organisatoren dieses Jahr dazu entschieden, die EU in den Fokus zu rücken. Beim Dorfplatz Europa wird in der Festivalzentrale gezeigt, was die Europäische Union zur Kreativwirtschaft beiträgt und in interaktiven Elementen dazu eingeladen, sich den Ort anzueignen.
Überblick zu Locations und den rund 200 Veranstaltungen bietet die neue Festival-App.