Ein aufgeklappter Schrank voller Werkzeuge, detailgetreu kann jedes einzelne Instrument in Ruhe begutachtet werden. Diese Werkzeuge stammen aus der Tischlerei der Wiener Werkstätte. Für Designer Michael Anastassiades repräsentiert dieses Exponat die Verbindung von Kunst und Handwerk, für die die Wiener Werkstätte und hier vor allem Koloman Moser und Josef Hoffmann stehen.
Im MAK hat Anastassiades für die Ausstellung "Showroom Wiener Werkstätte" Arbeiten der bekannten Designer in Dialog mit seinen eigenen gestellt. Auf zwei großen weißen Podesten werden Sitzmöbel, Tische, Kommoden aus Holz und Kugellampen zur Schau gestellt. Letztere hat Anastassiades selbst entworfen, in seinem Portfolio finden sich zudem Gläser-Entwürfe für J. & L. Lobmeyr und Möbel für die Gebrüder Thonet Vienna. In der Schau lässt er mithilfe seiner runden Lampen die Möbelstücke der Wiener Werkstätte in neuem Licht erstrahlen. Die Ausstellungsstücke der Wiener Werkstätte stammen teils aus der Privatsammlung Ernst Ploils und teils aus der Sammlung des MAK.
Das Element der Kugel verwendet Anastassiades als Ausgangspunkt für die Ausstellung, die oberhalb der Schausammlung "Wien um 1900" im MAK zu finden ist. Kugeln kommen nicht nur in Form von Beleuchtung zum Einsatz, ein Küchensessel muss sogar auf ihnen balancieren.
Im Fokus sollen nur die Produkte, ihre Materialien und die Handwerkskunst selbst stehen, erzählt der Designer in einem Pressegespräch. Ein Vorhaben, das sich durch die ganze Ausstellung wie ein roter Faden zieht: So wirkt der Showroom überschaubar, die Raumbeleuchtung wird sparsam eingesetzt. Für helles Licht sorgen hauptsächlich Anastassiades angefertigte Leuchtobjekte, die sich auf den zwei Podesten langgliedrig über die Exponate erstrecken und dadurch eine visuelle Brücke zwischen den Objekten erzeugen. Mit diesen "kleinen Kunstgriffen" möchte Anastassiades die gezeigten Möbelstücke miteinander kommunizieren lassen. Dafür positioniert der Künstler nicht nur die Lichtkörper, sondern auch Spiegelflächen auf der Rückseite einer Vitrine und eines Bibliotheksschranks. Sie lassen den Besucher direkt in das Geschehen eintauchen.
Zwischen Gebrauchsgegenstand und Architektur
Weitere Herzstücke der Ausstellung bilden Gitterobjekte, die mit durchgängigen Quadrat- und Rastermotiven als Charakteristikum des frühen Wiener Werkstätte-Stils gelten. Die Gitterobjekte haben es Anastassiades besonders angetan. Erschaffen von Hoffmann und Moser, wirken die als Exponate ausgestellten weißgestrichenen Obstkörbe, Blumenvasen und Wassergläser auf den ersten Blick wie architektonische Gebäude. Die hybride Erscheinung zwischen Gebrauchsgegenstand und Architektur, macht sich Anastassiades zu Nutze. Spielerisch platziert der Designer 20 Gitterobjekte in zwei gegenüberliegende Vitrinen und schlägt dadurch eine Verbindung zwischen den zwei Schauplätzen.
Mit der Ausstellung "Showroom Wiener Werkstätte" kehrt Michael Anastassiades nach neun Jahren ins MAK zurück. 2012 hatte er sich auf Einladung des MAK, bereits mit dem Biedermeier-Interieur im Geymüllerschlössel auseinandergesetzt.