In den 1980er Jahren begann der Boom der Klimt-Renaissance mit der Wiener Festwochen-Ausstellung "Wien um 1900", kuratiert von Hans Hollein im Künstlerhaus. Seine Tochter Lilli kann nun als Direktorin des Museums für angewandte Kunst (MAK) mit einer interessanten Ergänzungsschau zu diesem ständig virulenten Themenkreis durch die Forschung der Kuratoren Kathrin Pokorny-Nagel und Otmar Rychlik starten.

Dass viel Neues gefunden wurde, liegt an der museumsinternen Aufarbeitung des Nachlasses von Ferdinand Laufberger (1929-
1881), dem wichtigsten Lehrer Gustav Klimts an der Kunstgewerbeschule. Eine genauere Forschung war auch für den in Richtung Frührenaissance, den Präraffaeliten ähnlich arbeitenden Kollegen Michael Rieser (1828-1905) nötig. Der Porträtist Ludwig Minnigerode und der Blumenmaler Friedrich Sturm komplettieren das Bild der Vorbilder. Denn eines war für die Lehrer der mit dem Museum verbundenen, parallel begründeten, innovativen Kunstgewerbeschule Trumpf: das Gesamtkunstwerk.

Völlig neue Ausbildung

Der Blick auf "Klimts Lehrer" und seine sieben Jahre an der Kunstgewebeschule führt die moderne Vorstellung eines transdisziplinären Wechsels zwischen den Klassen vor Augen. Man wurde möglichst vielfältig ausgebildet, um ein Großprojekt wie die Prunkbauten und Palais der Wiener Ringstraße auch handwerklich zu bewältigen.

Die begabten Schüler Laufbergers waren daher drei Brüder Klimt, von denen vor allem Gustav und Ernst bald bekannt werden sollten, gemeinsam mit Franz Matsch gelten sie als Mitausstatter der Ringstraße. Das Traditionelle im Antikenzeichnen nach Gipsen ist allerdings auch zu finden: So zeichnete Gustav Klimt nach einer aus der Münchner Glyptothek bestellten Kopie auf grünem Papier mit Weißhöhung, wie alle anderen.

Doch der Rest der handwerklichen Ausbildung war neu und ungewöhnlich - dabei folgte das Programm des Impresarios Rudolf von Eitelberger keineswegs dem Modemaler der Zeit, Hans Makart, im Gegenteil, man kann die Kunstgewerbeschule tatsächlich als Anti-Makart-Konzept verstehen. Gegen ein theatralisches, teils verspieltes, illusionistisches Konzept stellten die Makart-Gegner symbolische Figuren und eine eher realistische Gestaltung.

Moderne internationale Vorbilder in der Malerei waren für Laufberger durch seine Pariser Jahre kurz auch die Impressionisten, vor allem aber der an der Antike orientierte Anselm Feuerbach, der eine Malereiprofessur von Kaiser Franz Joseph am Schillerplatz bekam. Mehrere frühe Zeichnungen von Klimt 1881/82 sind nach Gemälden Feuerbachs gezeichnet.

Als Inbegriff des damals zeitgeistigen Denkens kamen Hans von Marées oder Puvis de Chavannes dazu, aber auch der Realist Wilhelm Leibl. Bei Rieser dürfte Klimt sich zweierlei abgeschaut haben: Die Verwendung von Gold und eine Art frühen Fotorealismus, der aus dem weiblichen Akt des Gemäldes "Fabel" 1883 spricht. Typische pädagogische Konzepte sind die Mappen mit Druckgrafik zu den "Allegorien und Emblemen" der Firma Gerlach & Schenk, die Tageszeiten, Götter und Märchen für breites Publikum aufbereiteten. Klimts Griff in die exotische Abteilung mit einem orientalischen Sklavenmärchen ist dabei erstaunlich. Als Laufberger 1881 starb, folgte ihm Julius Victor Berger, auch er ein Ausstattungskünstler und streng gegen Makart. Seine "Japanerin in einem Zimmer" mag den späteren Japonismus Klimts angefeuert haben.

Seine Allrounder-Begabung, sichtbar in Decken der Akademie und auch im Justizpalast, war wegweisend und wurde bis jetzt wenig beachtet. Mit der Kassette für die Huldigungsadresse an Erzherzog Rainer oder einem Huldigungsblatt für Carl von Hasenauer begannen die Brüder Klimt und Matsch in die staatlichen Ausstattungsaufträge wie dem Kunsthistorischen Museum einzusteigen. Dort arbeitete Laufberger an den Sgrafitti im Hof und Klimt im Stiegenhaus.