Mit dem Wien Museum geht es aufwärts, ganz buchstäblich: Seit November wurde jenes gewaltige Stahlfachwerk auf dem Dach montiert, das künftig das vierte Obergeschoß bilden und Sonderausstellungen auf rund 1.000 Quadratmetern beheimaten wird. Was für eine Herkulesaufgabe dies für die Baufirmen bedeutete, erklärten Direktor Matti Bunzl und Finanzchefin Christina Schwarz am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz: Nicht nur galt es, in einem dicht verbautem Gebiet "Riesentrümmer" von bis zu 106 Tonnen durch die Luft zu jonglieren. Es sei auch kein Leichtes gewesen, die nötigen Kräne aufzutreiben und das Baumaterial anliefern zu lassen. Die kolossalen Stahlteile seien schließlich über slowenische Umwege hergeschafft worden, weil die Südautobahn nicht befahrbar war.

Nichtsdestoweniger liege das Projekt weiterhin im Zeitplan. Nach dem Aufbau der Trägerkonstruktion und den Arbeiten an dem Fundament und einer unterirdischen Erweiterung wird als Nächstes die Fassade in Angriff genommen: Die Suche nach einem Steinmetz läuft, der die Außenwände des Oswald-Haerdtl-Baus mit Natursteinplatten umhüllen soll; die Arbeiten sollen noch im ersten Jahresquartal beginnen. Bereits ab Februar dürfte auch der geplante Pavillon hin zum Karlsplatz entstehen. 2023 wird dann unter anderem die Dauerausstellung aufgebaut, die laut Stadträtin Veronica Kaup-Hasler gratis zu besichtigen sein soll; die Eröffnung ist für das Ende des Jahres geplant.

Das Wien Museum wächst: Die Stahlkonstruktion für die neuen Ausstellungsflächen ist am Dach fixiert. 
- © Kollektiv Fischka / Kramar

Das Wien Museum wächst: Die Stahlkonstruktion für die neuen Ausstellungsflächen ist am Dach fixiert.

- © Kollektiv Fischka / Kramar

Positive Nachricht für das Projekt am Rande: Die Zurich-Versicherung hat zugestimmt, die Verbindungsbrücke zum benachbarten Winterthur-Gebäude am Karlsplatz abzureißen. Damit könne das Wien Museum neu plangemäß als "stolzer Solitär" auf dem Terrain stehen, freut sich Schwarz.

Sichtung von Fotoschätzen

Bis es so weit ist, müssen sich die Freunde des Hauses nicht in Geduld üben. Seit der baubedingten Schließung im Juni 2019 bespielt Direktor Matti Bunzl vor allem das MUSA beim Wiener Rathaus. Die Ausstellung "Augenblick!" präsentiert dort ab 19. Mai Straßenfotografie aus dem Wien der letzten 160 Jahre und sichtet so die bisher "unterbelichtete" fotografische Sammlung des Hauses. Im Herbst folgt die Schau "Atelier Bauhaus, Wien" und präsentiert mit Friedl Dicker und Franz Singer zwei heimische Vertreter des Genres. In die Startgalerie des MUSA soll ein neues Konzept frischen Wind bringen: Die Räumlichkeiten werden zur Bühne ausgewählter junger Kuratoren, die Projekte mit zeitgenössischen Künstlern realisieren. Den Anfang des (bereits bis Ende 2023 durchgeplanten) Ausstellungsreigens macht der Kurator Vincent Elias Weisl: Seine Schau "Gegen den Strich" befasst sich ab 17. Februar mit NS-Relikten im Wiener Stadtbild.

Den Bauzaun am Karlsplatz bespielt das Wien Museum weiterhin mit Augenschmaus zum Nulltarif - jedenfalls, solange es diese Barriere noch gibt: Ab 24. Februar zeigt "Stadt Luft Bild" die Wiener Großbaustellen seit den 50er Jahren aus der Vogelperspektive, "Urban Cultures" widmet sich ab Juni dann ein weiteres Mal einem Leibthema Matti Bunzls, nämlich der Street Art.