Felicidaaaades!" - Verlängerte Glückwünsche an die renommierte Kunstmesse in Madrid. Im Vorjahr hätte sie ihr 40-jähriges Jubiläum feiern sollen. Jedoch verhinderte die fortdauernde Pandemie das Aufkommen einer feierlichen Stimmung. Das Management entschied sich trotzdem, die Messe stattfinden zu lassen. Jedoch nicht wie üblich Ende Februar, sondern im Juli - und in verkleinerter Form.
Madrid im Juli ist ein heißes Pflaster. Für ein gelungenes Comeback am Kunstmarkt zu heiß, wie Galeristen, die teilgenommen haben, berichten. Die Geburtstagslaune schmolz bei Temperaturen von über 40 Grad Celsius schnell dahin.
Neue Sammlergeneration
Daher läuft die heurige Ausgabe unter dem Titel "40+1" und das Jubiläum wird nachgeholt: Über 180 Galerien aus 30 Ländern nehmen teil. Eine respektable Anzahl, bedenkt man, dass die Infektionsraten weiterhin relativ hoch sind. Die Teilnehmerzahl liegt unter den Spitzenwerten von annähernd 250 Galerien in Vor-Pandemie-Zeiten, aber dafür wurden 19 internationalen Galerien von der Messe zusätzliche Präsentationsflächen zur Verfügung gestellt. Galerien, die sich über Jahrzehnte als überaus treue Teilnehmer erwiesen haben. Aus Österreich sind das Krinzinger und Ropac.
An einem runden Geburtstag wird üblicherweise an die Vorzüge des Gefeierten erinnert. Bei der Arco sind dies einerseits die Organisationsform und andererseits die kulturelle Vermittlungsarbeit, die sie für eine breitere Öffentlichkeit leistet.
Die Madrider Kunstmesse ist von der spanischen Wirtschaftskammer als nicht gewinnorientierter Verein gegründet worden. So wird das Geld, das mit der Show eingenommen wird, in direkte Ankäufe bei teilnehmenden Galerien und Sammlerprogramme investiert.
Die Sammlung der Arco-Foundation ist mittlerweile ein bedeutender Leihgeber zeitgenössischer Kunst an spanische Museen. Der andere Fokus liegt in der Vermittlung: Die Arco hat in der Öffentlichkeit einen Stellenwert, der geradezu verpflichtet, die Messe zu besuchen. An die 250.000 Besucher - in besseren Zeiten - machten sie zur größten Kunstmesse der Welt. Wenn auch oft zum Leidwesen der Galeristen, die sich im hektischen Tohuwabohu der Publikumstage etwas verloren fühlten. In den vergangenen Jahren hat die Arco die Publikumstage reduziert. Sie hat dafür ein neues Vermittlungsprogramm ins Leben gerufen: Unter dem Hashtag "#mecomprounaobra" ("Ich kaufe mir ein Kunstwerk!") präsentieren Galerien spannende Arbeiten vielversprechender Künstlerinnen und Künstler bis zu 5.000 Euro. Dadurch soll eine "jüngere" Generation von Sammlerinnen und Sammlern zum Kauf motiviert werden. Von Galeristenseite ist zu vernehmen, dass diese Aktion überraschend gut angenommen wird - auch von profilierten Sammlern, wie ein Madrider Galerist lächelnd hinzufügt. Was fiel auf und welche künstlerischen Höhepunkte öffneten heuer die Börsen der Kunstliebhaber? Unmittelbar ins Auge gestochen sind die signifikanten Preissteigerungen bei renommierten österreichischen Künstlerinnen und Künstlern: Eindrucksvolle Mittelformate von Altmeister Arnulf Rainer sind bei Thoman mit 215.000 Euro ausgepreist und bei der Turiner Galerie Persano überwältigt ein atemberaubender Brandl im Museumsformat um 250.000 Euro. Dass die Werke von Heimo Zobernig in den letzten Jahren die Hunderttausender-Grenze locker übersprungen haben (wie bei Simon Lee um 120.000 Euro), verdeutlicht die ungebrochene, internationale Nachfrage nach seinen vielschichtigen Arbeiten. Seit die Doyenne der heimischen Kunstszene, Martha Jungwirth, zu Ropac gewechselt ist, hat sich ihr Marktwert erheblich nach oben entwickelt: Der Galerist widmet ihr eine Einzelpräsentation mit großen Formaten - interessanterweise ins Figurative gleitend - aus dem Jahr 2021 (Preislimit 275.000 Euro).
Im Umfeld dessen sollte man auf jeden Fall das künstlerische Potenzial und die Arbeiten auf Leinwand von Otto Zitko bei Crone nicht aus den Augen verlieren. Die dynamisch-intensiven Werke liegen preislich zwischen 24.000 und 36.000 Euro.
Neue Entwicklungen
Ob die Preisentwicklungen auch von Sammlern angenommen und dadurch das internationale Standing gleichermaßen gesteigert werden kann, wird sich weisen.
Noch aufgefallen: bei Alexander Levy eine stürmische Leinwand von Vicky Uslé (15.000 Euro) oder die eindringliche Beton-Leder-Stahl-Installation von Nour Jaouda bei der jungen Mailänder Galerie East Contemporary (15.000 Euro). Bei 1 Mira Madrid ist es die exemplarische Präsentation von Patricia Gómez & Jesús González "Libro-Celda" - die bildnerische, multimediale Dokumentation einer Zelle in einem Frauengefängnis (30.000 Euro).
Bei Sabrina Amrani sind es die malerischen Fotografien von Anastasia Samoylova, die Aufmerksamkeit generierten (zwischen 4.000 und 6.000 Euro). Nach der rundum gelungenen Jubiläumsausgabe bleibt der Arco eines zu wünschen: Ad multos annos!