Isolde Maria Joham, die 2022 ihren 90. Geburtstag feiert, war nie ganz unbekannt, aber wie viele Künstlerinnen weltweit wurde sie erst im hohen Alter in den letzten Jahren wiederentdeckt. Dies führte zur Verleihung des Würdigungspreises des Landes Niederösterreich im Vorjahr und einem wichtigen malerischen Beitrag für die Ausstellung über die 1980er Jahre in der Albertina modern 2021. Lange galt sie als sensible Glaskünstlerin, die an der Angewandten ab 1956 als Assistentin und seit 1972 als Professorin unterrichtete. Im Museum für angewandte Kunst im Stiegenhaus fällt ihre abstrakt-geometrische Fenstergestaltung "Mandala" wegen der harmonischen Einfügung in den historistischen Bau nur auf Hinweis auf. Die drei farbigen Glasscheiben sind als Entwurf in einem Dunkelraum, neben wichtigen anderen Beiträgen für Kirchen und öffentliche Gebäude, im Rahmen einer ersten musealen Werkschau im Untergeschoß der Landesgalerie in Krems zu sehen, vierzig Jahre nach Johams Auftritt als Malerin unter Direktor Dieter Ronte im modernen Museum in Wien (damals Palais Liechtenstein).
Leidenschaft Malerei
Johams eigentliche Leidenschaft ist die Malerei, die sie an der Angewandten bei Eduard Bäumer auch von 1950-1954 studiert hat. Ihr Lehrer stellte sie als Assistentin für Glaskunst ein, die sich Joham allerdings erst selbst aneignen musste. Sie brachte es zu besonderer Perfektion, stattete viele Kirchen, öffentliche Gebäude und Privaträume mit ihren immer freieren und auch in Murano weiter perfektionierten Glasflusstechniken aus. Alexandra Schantl, die mit Direktorin Gerda Ridler Kuratorin der Schau ist, kaufte schon früh großformatige hyperrealistische Ölbilder Johams für die Landessammlungen an und zeigte sie in Porträt- und anderen Themenausstellungen. Es war bisher aber schwer, ihren eigenständigen Stil in der österreichischen Kunstgeschichte oder am hiesigen Kunstmarkt zu etablieren.

Die 1932 in Mürzzuschlag geborene Künstlerin lebt in einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit dem Bildhauer Gottfried Höllwarth, seit 1973 in einer vom Japonismus beeinflussten Jugendstilvilla im niederösterreichischen Hainfeld. Fotos zeigen sie in diesen Räumen neben ihren monumentalen Bildformaten auf der Malleiter sitzend, selbstbewusst an die frühe Teamwork-Praxis der russischen Revolutionskünstlerinnen erinnernd. Joham setzte sich schon früh, neben einer Begeisterung für die Raumfahrt, Roboter und künstliche Welten, mit der Kritik am Technoiden sowie der Umwelt- und Energieproblematik auseinander: beides aktuelle Themen, weshalb sie endlich inhaltlich wie auch formal als Visionärin begriffen wird. Die sich auflösenden Grenzen zwischen Menschen und Maschinen sind dabei genauso Thema wie der Missbrauch des Menschen an der Natur, vor allem an Versuchstieren wie Affen oder dem berühmten Weltraumopfer der Sowjetunion, der Hündin Laika.
Bilderfundus neue Medien

Von Film und Fotografie angeregt, sammelt und collagiert die Künstlerin bis heute Ideen für Gemälde, die sie in Skizzenbücher klebt und mit Zeichnungen ergänzt. Mit Epi-Diaskop hatte sie in den 1980er Jahren diese Ideenskizzen auf die großen Leinwände übertragen. Johams geordneter Bilderfundus aus den neuen Medien ist, im Gegensatz zu Gerhard Richters "Atlas"-Sammelblättern, in verschiedenen Skizzenbuchgrößen in Vitrinen zu sehen. Auch der Film von Christiana Perschon zeigt sie dabei 2021 noch an der Arbeit.

Neben Raumfahrt, sich überlagernden Blicken auf Cockpit oder Versuchslabor, hat Joham in den 1980er Jahren auch UFO-Landschaften oder auf Müllhalden lebende Vögel eindrucksvoll in einem Bewegungstornado festgehalten. Später tauchen, neben Mondfahrern, Roboter auf, Perspektiven und Motive sind dynamisch im Fluss, um die hektischen Zeitläufe noch besser und kritischer sichtbar zu machen.
Filme und Comics sowie Kinderspielzeug, aber auch reale Architektur wie das Centre Pompidou in Paris kombiniert Joham mit Figuren, Tieren oder immer wieder mit dem sensiblen Roboter Marvin aus dem Erfolgsroman "Per Anhalter durch die Galaxis" oder mit der Pikachu-Figur aus dem Pokémon-Videospiel. Die zahlreichen gemeinsamen Reisen mit Höllwarth durch Europa und Asien schlagen sich in einer weiteren Serie nieder. Eine anfängliche Orientierung am amerikanischen Hyperrealismus ist allein durch Documenta- und Biennale-Besuche gespeist worden. Eine ausführliche Publikation versucht, Joham auch wissenschaftlich auf die Spur zu kommen.