In einer die Kulturgrenzen zwischen Asien und Europa überschreitenden Schau hat Kuratorin Mio Wakita-Elis den zentralen Raum des MAK Design Labs dem Thema Falten gewidmet. Nicht nur durch den Philosophen Gilles Deleuze ist uns die Falte als ein zentrales Kunstmittel präsent, bei ihm das deutlichste Zeichen für den Barockstil, das aber auch mit unserem Seelenleben verbunden ist. Zeigen doch unsere Körper gelebtes Leben, das wir zuweilen künstlich glätten wollen. In der Schau geht es aber natürlich mehr um die Schönheit der Falten im Textilen, Papier, Keramiken und Möbeln, aber auch Fotografien.

Die Vielschichtigkeit der Bedeutungen fasziniert und bleibt in manchen traditionellen Faltenröcken wie jenen einer chinesischen Minderheit, verglichen mit der österreichischen Textilkünstlerin Ursi Fürtler, auch rätselhaft. Der berühmte, kürzlich verstorbene Modedesigner Issey Miyake schuf mit "Pleats please" 2010 einen internationalen Erkennungswert teurer Kleidung mit persönlichem Stilmerkmal. 90 Objekte werden hier gruppiert und die Positionen bewegen sich zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert. Einige Buddha-Statuen unterstreichen die meditative Wirkung der geordneten Faltenschwünge bis über den Sockeln. Da wird die Falte dann zum spirituellen Merkmal. Unklar ist, wie das europäische Plissee und die Falten Asiens wirklich zusammenhängen, und ob es einen Kulturkontakt mit Beeinflussung überhaupt je gab, der Falten nicht eine grundsätzliche Symbolik jeder Ethnie darstellt.

Katsushika Hokusais "Frau Oiwa" (Detailansicht) aus der Serie "100 Erzählungen" (1831/32). - © Mak / Georg Mayer
Katsushika Hokusais "Frau Oiwa" (Detailansicht) aus der Serie "100 Erzählungen" (1831/32). - © Mak / Georg Mayer

Historische Fotografien zeigen die Faltenmode der Kleidung des 19. Jahrhunderts in Persien: Hier scheint die Interaktion der Kulturen aber gesichert. Auch die japanischen Farbholzschnitte sind mit Einflüssen aus der Kunst Europas verbunden, jedoch sind etwa Utagawa Hiroshiges von Falten zerfurchte Gesichter als Masken zu verstehen, von denen eine große Auswahl auch eine Wand ziert. Kein Theater in Ost oder West kommt ohne die tragische Verwandlung des Gesichts aus, der Schmerz der Seele kann aber ins Ironische kippen. Es sind dann die bösen Geister, die uns mit ihren zerfurchten Physiognomien verschrecken und zum Lachen reizen.

Mischwesen

Möbel und gefaltete Paravents stehen aus Papier gefalteten Krägen, Kerzenleuchtern und anderen künstlerischen Variationen der Origamitechnik gegenüber. Komplizierte Ornamente, Sterne, Nadel-Falten-Taschen aus China und Tiere in großer Vielfalt können sogar so weit gehen, ein Mischwesen zu schaffen wie den "Kentaur gegen den Wind", der die Fantasie der Gegenwartskunst mit einbringt. Wie auch die Künstlerinnen Song Jing und Judith Huemer: Sie erforschen komplexe Verhältnisse zwischen Körper und Hülle, die auch auf Missbildungen verweisen und emotionalen Entblößungen eines gestörten Seelenlebens erklären. Faltstühle, die schon die alten Ägypter nutzten, römische Kaiser, die Bischöfe des Mittelalters ergänzen mit ihrer Inspiration für Verner Pantons gefalteten Freischwinger-Stuhl. Mensch und Falte berühren auch thematisch unser heutiges Missverhältnis zur Natur, das sich aus Überfluss und fehlender Harmonie mit der Natur aufgeschichtet hat.