Auf die großen Veränderungen in den Techniken, die seit 1960 mit dem Siebdruck eine neue mediale Konzentration auf den Realismus in die Kunstwelt einbrachte, darauf konzentriert sich die jüngste Ausstellung der Albertina Modern. "Andy Warhol bis Damien Hirst. The Revolution in Printmaking", ist zugleich der zweite Teil des Terzetts zur Druckgrafik, kuratiert von Constanze Malissa und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. Die Amerikaner, vor allem Andy Warhol, Robert Rauschenberg oder Roy Lichtenstein, dienen als Vorbilder.

Aber die Schau thematisiert auch den Rückgriff auf den Holzschnitt, allerdings mit dem großen Unterschied auf monumentale Formate, die deutsche Künstler wie Anselm Kiefer, Markus Lüpertz und Georg Baselitz in den 1980er Jahren ins Rampenlicht stellten. Trendsetter der seriellen Fließbandarbeit waren aber auch Minimalisten wie Donald Judd, während Jim Dine in Wien mit Drucker Kurt Zein in verschieden Techniken experimentierte.

Andy Warhol "Electric Chair", 1971. - © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Licensed by Bildrecht, Wien 2023
Andy Warhol "Electric Chair", 1971. - © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Licensed by Bildrecht, Wien 2023

Gewagter Themenmix

Die Einleitung machen die berühmten Mao-Serien und die "Electric Chairs" von Warhol, zehn davon weisen neben Fetischen der Warenwelt und Hinweisen auf Kindheit wie Tod auch im zweiten Raum mit Dine und Jasper Johns auf sozialkritische Untertöne, die selbst die Pop Art begleiteten.

Warhols riesige Autotableaus stehen Rauschenbergs "Soviet/American Array" gegenüber, danach bildet Michael Craig eine grellbunte Reaktion aus dem Jahr 2004 zur Warenwelt des Alltags. Im Oktogon folgt Alex Katz mit seiner Version des "Hard Edge", den kühlen Porträts. Hyperrealist Chuck Close und Lichtenstein integrieren Diaprojektion und Comic, bei Letzterem dominieren die Benday Dots aus dem billigen Offsetdruck die ästhetische Erscheinung. Dazu kommen in einem Seitenkabinett die neuen Körpersprachen eines Hermann Nitsch oder von Kiki Smith zur Sprache, wobei Ersterer auch die politische Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs in sein "Letztes Abendmahl" integrierte. Kiefers deutsche Geschichtsaufarbeitung mit "Der Rhein" oder "Woglinde" in monumentalem Format schließen sich Baselitz auf den Kopf gestellten Motive, aber auch Jörg Immendorfs "Café Deutschland" an. Spannend auch dessen "Langer Marsch auf Adler" von 1992.

Dazu hängen Herbert Brandls erhabene Berg-Naturserien, aber auch die den Krieg in Damaskus thematisierende Julie Mehretu oder Gert & Uwe Tobias bunte Holzschnitte mit dem gewagten Themenmix von Dracula und Sozialismus in Rumänien. In Franz Gertsch eigener Holzschnitttechnik unterbrechen ins Holz geschnitzte Punkte pointillistische den Fotorealismus von Porträts und Landschaften wie das Schwarzwasser Triptychon. Daneben hat Christine Baumgartner aus der Leipziger Schule ein Verfahren entwickelt, das ein Linienraster über den scheinbaren Stillstand auf Flugplätzen gelegt. Eine "Entdeckung der Langsamkeit" wird hier als Thema im Hintergrund analysiert.

Serielle Geometrie von Donald Judd wird mit James Turell, Richard Serra und auch dem Österreicher Arnulf Rainer ergänzt. Während aber die Amerikaner mehr dem Kalkül als der Emotion folgen in ihren vielen kühlen Varianten in gelbem und blauem Holzschnitt, ist Rainers Emotion und auch die Kreuzform von dessen nervöser Strichführung dominiert. Das zweite Oktogon ist Markus Schinwalds Bearbeitung der Lithografien des Biedermeierkünstlers Josef Kriehuber gewidmet, die er am Computer verfremdet, mit Prothesen, Verdoppelungen und Verschiebungen, zum Beispiel von Brillengläsern, ergänzt, die dann auf gesellschaftliche Zwänge und Unzulänglichkeiten verweisen. Passend im Anschluss die unheimliche Kindheit in vielen Variationen der Österreicherin Auguste Kronheim, konfrontiert mit Jack Pierson, der die Hollywoodwelten vom Glamour in die negative Kehrseite mit Wortspielen zu Fotoporträts von Marilyn Monroe oder Rock Hudson wendet.

Zuletzt klingt die Schau vom Umgang der alten Techniken in neuen, meist monumentalen Formaten und von den Erfindungen neuer Möglichkeiten der Drucktechnik mit Damien Hirst aus.