Die Spanier haben leicht lachen. Während Resteuropa noch massiv unter schwächelnden Wirtschaftsdaten und extrem hohen Inflationsraten zu leiden hat, präsentiert sich das ehemalige Problemkind mit einer Inflationsrate von 5,3 Prozent (Österreich Januar 11,1 Prozent) und ein Wirtschaftswachstum von 5,5 Prozent. Diese hervorragenden Daten sind mitverantwortlich dafür, dass die Stimmung bei der Preview zur 42. Ausgabe der Kunstmesse am vergangenen (Ascher-)Mittwoch locker und gelöst war. 211 spanische und internationale Galerien zeigten sich von den Verkäufen und dem Sammlerinteresse sehr zufrieden. Mehr als 400 Sammler aus Spanien und dem Rest der (Kunst-)Welt sorgten bereits nach den ersten Stunden für ein Aufatmen bei zahlreichen Galerien.

Ankäufe ankurbeln

Aufgrund der globalen Gemengelage nicht so sicher, dass die Kunstmesse nach dem "Comeback" nach der Pandemie, die sich noch etwas verhalten mit weniger prominenten Galerien präsentierte, erfolgreich sein würde. Aber die großen und zugkräftigen Galerien wie Zwirner, Ropac, Continua und Marlborough haben sich wieder beworben. Dafür wurden einige internationale Galerien, die im Vorjahr das Risiko auf sich genommen haben, sich zu bewerben und teilgenommen haben, nicht mehr berücksichtigt. Was im Vorfeld für Zoff gesorgt hat, der nach den beiden Eröffnungstagen schnell wieder vergessen war.

Filigrane Kunstformen: Tomas Saraceno "Cirriform nacreous/M+1". - © Galerie Pinksummer / Arco Madrid
Filigrane Kunstformen: Tomas Saraceno "Cirriform nacreous/M+1". - © Galerie Pinksummer / Arco Madrid

Wie bei der Arco üblich, steht auch heuer ein Gastland im Fokus. Nur ist es dieses Mal nicht ein Land, sondern die gesamte Mittelmeerregion. Ein eher schwammiger Begriff und so präsentiert sich die Sonderschau "Un Mar Redondo" auch etwas willkürlich. Obwohl es auf dem eigens designten Stand natürlich tolle Arbeiten zu sehen gibt, wie "The Pearls of Revolution" von Sanja Ivekovic (Galerie 1 Mira Madrid; gerade in der Kunsthalle Wien zu sehen), das Video "Dancing for Maya" von Sigalit Landau (Dvir Gallery, Tel Aviv) oder die eindringlichen Fotografien von Letizia Battaglia (Francesco Pantalone Arte Contemporaneo, Palermo). Trotzdem bleibt ein eher liebloser Nachgeschmack.

Weiter zu den erfreulichen Momenten der Arco: Vor einigen Jahren hat die Messeleitung angeregt, Künstlerinnen und Künstler der jüngeren Generation in den Mittelpunkt der Präsentation zu stellen. Um das durchschnittliche Preisniveau nicht in absurde Höhen zu treiben, wie es bei anderen Messen zu beobachten ist, und um Ankäufe zu beschleunigen. Daran halten sich bis dato noch immer zahlreich Galerien.

Abseits der Sektionen für aufstrebende Galerien. Wie bei der Galerie Crisis aus Lima, die eine Skulptur und großformatige Zeichnung des Künstlers Javier Bravo de Rueda um 13.000 US-Dollar an einen Wiener Sammler verkaufte. Oder die Künstlerin Elsa Paricio bei 1 Mira Madrid. Deren vielschichtiges Mondphasen-Diptychon fand für 1500 Euro einen Käufer. Bei Crone (Berlin, Wien) waren es Arbeiten von Emmanuel Bornstein und Robert Muntean (15.000 Euro), die auf reges Sammler-Interesse stießen.

Wobei sich manches, das jung und Hipster-like rüberkommt, bei Nachfrage als gar nicht mehr so jung entpuppt: Bei Rosemarie Schwarzwälder wurde bei einem großformatigen, farblich-fetzigen Bild des Öfteren nachgefragt, welchen Hipster-Künstler sie da aus Wien mitgenommen habe. Das poppige Hipster-Werk wurde als eine Arbeit des arrivierten Künstlers Herbert Brandl aus dem Jahr 2022 entlarvt (91.000 Euro). Am Nebenstand, bei Ursula Krinzinger, waren Arbeiten von Secundino Hernandez (120.000 Euro) und Jannis Varelas relativ schnell verkauft. Heimo Zobernig konnte sich fix in der internationalen Szene etablieren.

Bei der Doyenne der spanischen Galerienszene, Juana de Aizpuru, sorgten neue, sehr feine, fast monochrome Arbeiten des österreichischen Künstlers für Interesse (zwischen 60.000 und 120.000 Euro). Bei Sabrina Amrani ist eine imposante Skulptur von Carlos Aires (zwischen 14.000 und 18.000 Euro), die für Aufsehen erregt. Dass bei der Arco auch noch für Preise am oberen Ende der Investitionsskala Platz ist, beweist Thaddaeus Ropac nach dem ersten Tag: Da wechselte ein Baselitz um 1,5 Millionen Euro und die Skulptur "Pole" von Antony Gormley um 450.000 britische Pfund den Besitzer.